Die grenzüberschreitenden Güterzüge zwischen China und Europa haben sich in Zeiten der Coronakrise als unverzichtbare Lebensader erwiesen. Mit konstant hohen Auslastungen und monatlich über 1.000 Fahrten könnte dieses Jahr ein neues Rekordjahr für den Güterzugdienst werden.
Da die Seefracht derzeit von der globalen Containerknappheit und höheren Frachtraten beeinträchtigt wird und der Lufttransport zu teuer ist, hat der grenzüberschreitende Güterzugdienst mit seinen stabilen Raten und Lieferzeiten „den halben Himmel" aufgehalten und ist so zu einer wichtigen Lebensader für den Transport dringend benötigter Güter - von persönlicher Schutzausrüstung bis hin zu Elektronik - zwischen China und Europa geworden.
Der grenzüberschreitende Zugservice übertraf die Erwartungen mit immer neuen Rekorden. Von Januar bis Juni verkehrten 7.323 Güterzüge zwischen China und Europa - ein Plus von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sowohl im Mai als auch im Juni wurden mehr als 1.300 Güterzugfahrten in einem Monat verzeichnet. Damit wurde eine Serie von mehr als 1.000 Güterzugfahrten pro Monat in den letzten 14 aufeinanderfolgenden Monaten erreicht, teilte Chinas Staatliche Kommission für Reform- und Entwicklung am Montag mit.
Auch der Lieferbereich der Bahn wird immer größer, und der Hub-Agglomerationseffekt (also der vorangetriebene Ausbau des Fahrnetzes) beginnt sich immer mehr zu zeigen. Insgesamt wurden 73 Gütertransportlinien für den China-Europa-Güterzugdienst verlegt, die insgesamt 168 Städte in 23 Ländern erreichen. Der Dienst konnte dadurch einen sicheren und stabilen Betrieb aufrechterhalten. Dies wurde insbesondere nach dem Stau im Suezkanal, der die globale Lieferkette vor noch nie dagewesene Herausforderungen stellte, deutlich.
Tommy Tan, Präsident von Shanghai EPU Supply Chain Management Co, der seit 2018 für BMW im Bereich Supply-Chain-Transport tätig ist, ist einer der „treuen Nutzer" des Schienengüterverkehrs.
Da er schon seit vielen Jahren im internationalen Handelsgeschäft tätig ist, erinnert sich Tan noch gut an die Zeit, als andere Transportmethoden wegen des Virus-Ausbruchs nicht mehr nutzbar waren und die Bahnfracht zu einem zentralen Mittel für den Transport von Warenbeständen wurde.
„Aufgrund der hohen Stabilität des Zuges blieb selbst auf dem Höhepunkt der Pandemie die Versorgung mit BMW-Ersatzteilen vom Werk Nürnberg zum Fahrzeugmontagewerk in Chengdu in der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas ungestört", erinnert sich Tan zurück.
Die Waren wurden weiterhin kontinuierlich jede Woche ausgeliefert, wodurch der Güterzugdienst die breite Anerkennung der Kunden gewinnen konnte.
Da sich das Handelsnetz entlang der Neuen Seidenstraßeninitiative zwischen europäischen Städten und chinesischen Produktionszentren immer weiter ausdehnt, hat sich der Rückfrachtzug aus Europa von einem reinen Import- und Exporthandel zwischen Produktions- und Verbraucherland mittlerweile zu einem Zwischenhandel mit vielen weiteren beteiligten Ländern gewandelt. Im Jahr 2020 wurden nur 46 Prozent der Container auf den Rückfahrten von Europa nach China verladen, da der Handel nach dem Produktionsstopp in vielen Teilen Europas unausgewogen war, was die Kosten für jede Strecke erhöhte und den Kostenvorteil des Bahntransports verringerte.
Heutzutage liegt die Auslastung der Züge auf dem Hinweg bei bis zu 100 Prozent der Kapazität, während die Auslastung auf dem Rückweg ebenfalls 95 Prozent erreicht hat. Die Auslastung hat sich noch einmal erhöht, nachdem der Stau im Suezkanal und ein ernsthafter Mangel an Containern zu einer pauschalen Erhöhung der Seefrachtraten geführt hatte.