Von Zhang Liou, Beijing
Vor kurzem besuchte der Chinesisch-Chor an der Burg das Zentrum für Sprachkooperation des chinesischen Bildungsministeriums in Beijing. Dort sangen sie gemeinsam chinesische Lieder und begannen damit den letzten Abschnitt ihrer zweiwöchigen Chinareise.
Insgesamt nahmen 80 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte am „Chinese Bridge 2025 – Sommerlager des Chinesisch-Chors an der Burg: Chinesisch lernen durch Singen“ teil. Die Reise führte die Gruppe nach Kunming, Chuxiong und Beijing. Das Programm wurde vom Zentrum für Sprachkooperation und der Universität Yunnan organisiert. Ziel war es, die chinesische Sprache durch das Singen zu lernen und gleichzeitig mehr über Kultur, Geschichte und das Leben in China zu erfahren.
Die Schülerinnen und Schüler des Sommerlagers singen chinesische Lieder im Zentrum für Sprachkooperation des chinesischen Bildungsministeriums in Beijing. (Foto: People’s Daily Online/Peng Yukai)
Musik als Zugang zur chinesischen Sprache und Kultur
„Der Chinesisch-Chor an der Burg wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, Jugendlichen durch das Singen chinesischer Lieder eine bessere Aussprache zu ermöglichen und ihnen Einblicke in die chinesische Kultur zu geben“, erklärte Chorleiter Zhang Yungang im Interview mit People’s Daily Online.
Heute, elf Jahre später, ist das Projekt weit über die ursprüngliche Idee hinausgewachsen. Über 200 deutsche Jugendliche haben am Chor teilgenommen. „Das Wichtigste ist, dass Schülerinnen und Schüler, die vorher kaum etwas über China wussten, durch das Singen chinesischer Lieder einen Zugang zur chinesischen Sprache und Kultur finden“, so Zhang.
In diesem Jahr nahmen insgesamt 75 Schülerinnen und Schüler an dem Sommerlager teil, von denen 55 zum ersten Mal nach China kamen und viele hatten vorher noch kein Chinesisch gelernt. Um den Schülern das Verständnis der Aussprache und Bedeutung der Liedtexte zu erleichtern, haben die Lehrer einen systematischen Lehrplan entwickelt: von Pinyin über die Übersetzung der Liedtexte bis hin zu Erklärungen der Kultur.
„Wir wussten nicht, ob wir es in nur 14 Tagen schaffen würden, den Schülern beizubringen, chinesische Lieder korrekt zu singen. Doch die Schüler haben sich sehr bemüht und schließlich innerhalb von zehn Tagen fünf chinesische Lieder gelernt“, sagte Zhang.
Stimmen der Jugendlichen
Petra Schnell-Klöppel, Ehrenvorsitzende des Chors, begleitete die Reise. Sie betonte, dass die Gruppe in diesem Jahr die größte ihrer Art sei. Es sei beeindruckend gewesen, mit welcher Neugier, Offenheit und Freude die Jugendlichen an den verschiedenen Programmen teilgenommen haben.
Auch die Schülerinnen und Schüler berichteten von ihren Eindrücken der China-Reise. „Die Musik als gemeinsame Sprache hat sofort eine Verbindung zwischen uns allen geschaffen“, sagte der 17-jährige Jan Heuberg. Besonders faszinierend fand er die Musik der ethnischen Minderheiten in Yunnan: „Die Workshops zu ethnischer Musik und den traditionellen Musikinstrumenten der Yunnan-Provinz haben mich tief berührt. Es war etwas ganz Besonderes, diese Klänge nicht nur zu hören, sondern sie auch selbst ausprobieren zu dürfen.“
Kim Bausen beschrieb das Singen chinesischer Lieder wie folgt: „Am Anfang war es schwer, aber nach ein paar Wiederholungen wurde es einfacher – und es hat wirklich Spaß gemacht.“ Angelina Dindas betonte: „Diese Lernmethode hat mir sehr geholfen, meine Aussprache zu verbessern. Ich würde meinen Freunden empfehlen, auch an dem Sommerlager teilzunehmen.“
Joshua Hähnel sang spontan ein paar Zeilen von „Der Mond repräsentiert mein Herz“ und sagte: „Das Lied gefällt mir besonders gut.“
Schnell-Klöppel stellte fest: „Musik ist ja etwas Schönes, und wenn man gemeinsam etwas Schönes miteinander macht, ist das der Freundschaft sehr dienlich. Die Sprache des jeweils anderen zu lernen und zu kennen, das ist natürlich für das Verständnis elementar.“
Die Jugendlichen des Sommerlagers nehmen am Feuerfest der Yi-Nationalität in Chuxiong in der Provinz Yunnan teil. (Foto mit freundlicher Genehmigung des Chinesisch-Chors an der Burg)
China mit eigenen Augen erleben
Neben dem Musikprogramm umfasste das Sommerlager zahlreiche kulturelle Aktivitäten: Dazu gehörten Museumsbesuche, Stadtführungen, ethnischer Tanz sowie Kaffee- und Teeworkshops. „Jeder Tag war voller neuer Erfahrungen“, so Schnell-Klöppel. „Morgens waren die Mitglieder aktiv mit Singen, am Nachmittag und Abend ging es auf Entdeckungstour.“
Die Gruppe besuchte unter anderem das Yunnan-Museum und die Karstlandschaft des Steinwalds. Sie erlebte traditionelle Tänze und Gesänge der Lahu-Nationalität und nahm am traditionellen Feuerfest der Yi-Nationalität teil. Auch der Besuch eines Kaffeebetriebs und eines Pu'er-Tee-Gartens stand auf dem Programm. Zudem nahmen sie an einem Freundschaftsspiel zwischen deutschen und chinesischen Jugendlichen teil.
Angelina Dinda erinnert sich besonders gerne an das Tanzen beim Feuerfest der Yi-Nationalität: „Das war mein Lieblingserlebnis der Reise. Dass alle gemeinsam um das Feuer tanzten, war etwas ganz Interessantes!“
Das Kulinarische ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, um China kennenzulernen. Lilly Ruhnau-Wiebusch erzählte von ihrer ersten Erfahrung mit „Guoqiao Mixian“ (lokale Reisnudelsuppe): „Ich habe im Teller nach der Brücke gesucht. Später hat der Lehrer uns erklärt, warum das Gericht so heißt.“ Jan probierte Insekten wie frittierte Heuschrecken: „Anfangs war ich etwas zögerlich, doch die Neugier und Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen haben überwogen und ich wurde positiv überrascht. Diese kulinarische Grenzerfahrung hat mir gezeigt, wie vielfältig und faszinierend Esskultur sein kann, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen.“
Victoria Gad fand, dass der Besuch der Kaffeefabrik ein Highlight war. Der chinesische Kaffee schmecke besser als gedacht.
In Chuxiong fand außerdem ein Freundschaftsspiel mit einer lokalen Mannschaft statt. „Beide Seiten engagierten sich aktiv. Die deutschen Schüler waren beeindruckt von der Beweglichkeit der chinesischen Spieler, während diese die klare Taktik und das gute Zusammenspiel der deutschen Mannschaft schätzten“, so Zhang Yungang. „Obwohl es nur ein Fußballspiel war, förderte es den Austausch und schuf echte Freundschaften.“
Auch in Beijing setzten sich die kulturellen Eindrücke fort. Der Besuch der Verbotenen Stadt, der Großen Mauer und des Himmelstempels beeindruckte die Jugendlichen nachhaltig. Oskar Teichert fand die kulturellen Symbole wie die Tierfiguren auf den Dächern sehr interessant. Joshua Hähnel, der zum vierten Mal in China ist, gewann den Eindruck, dass China seine Anstrengungen im Bereich der Bewahrung und Förderung der Kultur weiter verstärkt hat.
Auch die moderne Seite Chinas fiel auf. Schnell-Klöppel sagte: „Mir ist aufgefallen, wie viele Elektroautos unterwegs sind – das sieht man in Deutschland nicht so oft.“
Schnell-Klöppel betonte auch den modernen Aspekt: „Mir ist aufgefallen, dass es viele chinesische Autos mit grünen Kennzeichen gibt. Das zeigt, dass die E-Mobilität in China wirklich sehr stark zugenommen hat. Ich glaube, hier fahren mehr E-Autos als in Deutschland.“
Ein Gruppenfoto vor dem Eingang des Sommerpalasts in Beijing. (Foto: People’s Daily Online/Peng Yukai)
Blick in die Zukunft
Zum 50-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen China und der EU plant der Chor ein Konzert am 4. Oktober in Essen. Es wird ein gemeinsames Konzert mit Jugendlichen aus China sein.
Zhang Yungang erklärte: „Wir möchten ein lebendiges China-Bild nach Deutschland bringen – damit mehr Menschen China kennenlernen und verstehen lernen können.“ Für ihn ist es wichtig, dass die jungen Teilnehmer nach der Reise motiviert sind, weiter Chinesisch zu lernen und sich zu engagieren.
Als Zeitzeugin der 50-jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen China und Europa sowie des Austauschs zwischen chinesischen und deutschen Jugendlichen betonte Schnell-Klöppel, dass angesichts der heutigen komplexen und sich ständig verändernden Lage Verständnis und Austausch zwischen Jugendlichen von besonderer Wichtigkeit sind. Die Umsetzung dieses Austauschs sowie gegenseitiges Verständnis und freundschaftliche Beziehungen seien die Grundpfeiler für Frieden und Zusammenarbeit in der Zukunft.
Auch die Freundlichkeit der Menschen in China hat bei vielen Teilnehmenden einen starken Eindruck hinterlassen. Victoria Gad sagte: „Ich war zum ersten Mal in China. Vorher hatte ich kein klares Bild. Aber die Menschen hier sind sehr freundlich.“ Kim Bausen war besonders berührt davon, wie freundlich und offen die Menschen auf der Straße waren. Oskar Teichert fügte hinzu, dass er die Herzlichkeit der Chinesen schon direkt nach der Ankunft am Flughafen gespürt habe. Viele erzählten ihm ihre Geschichten und erklärten, warum sie ihr Land lieben. Diese Atmosphäre habe ihm besonders gefallen, und er würde gerne länger in China bleiben.
Diese über Sprachen und Grenzen hinweg reichende Herzlichkeit hat in den Herzen vieler deutscher Jugendlichen die Saat für Verständnis, Respekt und Freundschaft gesät. Damit hat sie dem künftigen Austausch zwischen Jugendlichen aus China und Europa neue Impulse verliehen.
„Auch in Zukunft werden wir weiterhin deutsche Jugendliche nach China bringen und hoffen, dass sich noch mehr Jugendliche aus China und Europa unserem Chor anschließen. Durch das Singen und das Erlernen der chinesischen Sprache wollen wir das gegenseitige Verständnis und die Verständigung zwischen den Jugendlichen beider Seiten fördern“, erklärte Zhang Yungang.
Mit chinesischen Liedern und Austauschaktivitäten sät der Chinesisch-Chor an der Burg die Samen des Respekts, des Verständnisses, des Vertrauens und der Freundschaft in die Herzen der Jugendlichen beider Länder. Mit dem Beitritt immer mehr Jugendlicher werden diese Samen in Zukunft Wurzeln schlagen, sprießen und zu einer blühenden Freundschaft heranwachsen.