Ottmar Edenhofer (Foto von Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung)
Um die globale Herausforderung des Klimawandels zu bewältigen, sei es für Europa unerlässlich, mit China im Bereich Wirtschaft zusammenzuarbeiten, sagte der führende deutsche Experte Ottmar Edenhofer.
Aufgrund seiner schieren Größe und seines enormen Innovationspotenzials sei die Einbindung Chinas für die Welt entscheidend, um das Klimaproblem zu lösen, sagte Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), kürzlich in einem Exklusivinterview mit Xinhua.
Chinas Ziele, bis 2030 den Kohlenstoff-Peak zu erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden, stünden im Einklang mit dem Plan der Europäischen Union (EU), bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden, sagte Edenhofer.
Die Tatsache, dass die Vereinigten Staaten ähnliche Ziele haben, „bedeutet, dass die drei wichtigsten Volkswirtschaften der Welt auf dem gleichen Transformationspfad sind“, sagte er.
Edenhofer, dessen Institut aktiv an der Vermittlung von Erkenntnissen an Entscheidungsträger beteiligt ist, erwartet insbesondere eine enge Zusammenarbeit zwischen der EU und China auf dem Gebiet der Kohlenstoffpreise.
China hat seinen nationalen Markt für den Handel mit Emissionsrechten im Jahr 2021 gestartet. Die EU hat ebenfalls mit der Einführung eines neuen Emissionshandelssystems für den Verkehrs- und Gebäudesektor als einer der Haupttreiber der Emissionsreduzierung in Europa begonnen.
Laut Edenhofer sollten die EU und China zusammenarbeiten, um einen Mindestpreis für Kohlenstoffemissionen festzulegen und so gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Er räumte ein, dass die Frage der Preisgestaltung für Kohlenstoffemissionen ein komplexes Thema sei, mit dem man jedoch beginnen könne. Er nannte einen CO2-Mindestpreis eines der „Instrumente, die wir gemeinsam umsetzen könnten“.
Laut Edenhofer begannen die weltweiten Emissionen zwar mit dem Auftreten von COVID-19 zu sinken, seien aber inzwischen weitgehend auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt.
Das bedeutet, dass „die Pandemie die grundlegende Struktur unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft nicht verändert hat“.
Ein besonders besorgniserregender Trend sei der starke Anstieg der Erdgaspreise, der zu einem verstärkten Einsatz von Kohle im Energiesektor und zu einem Anstieg der weltweiten Kohlenstoffemissionen geführt habe.
Mit Blick auf die Erfahrungen Deutschlands bei der Bekämpfung des Klimawandels sagte Edenhofer, es sei wichtig, sich zunächst auf die Entwicklung von Technologien zu konzentrieren und insbesondere junge Technologien in relevanten Bereichen zu fördern.
Aber Technologie allein könne die Kohlenstoffemissionen nicht reduzieren. Kohlenstoffemissionen müssten bepreist werden, um eine verstärkte Nutzung traditioneller Energiequellen wie Kohle zu vermeiden.
Darüber hinaus sollten einkommensschwache Haushalte entschädigt werden, um die steigenden Kosten für grüne Energie auszugleichen und die Klimapolitik populärer zu machen, sagte er.
Edenhofers Institut arbeitet eng mit seinen chinesischen Kollegen im Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen zusammen und hat gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern eine Reihe von Papieren veröffentlicht, insbesondere zum Thema Kohlenstoffspitzenwerte.
„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern“, sagte er abschließend.