Die traditionelle Art und Weise der Einführung von Autotechnologie von Europa nach China funktioniert im Zeitalter der softwaredefinierten Fahrzeuge nicht mehr. Dies schrieb der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, kürzlich auf einer chinesischen Internetplattform.
In einem Sina Weibo-Posting schrieb Diess letzte Woche, Volkswagen müsse mit den chinesischen Autoherstellern mithalten, die in den Bereichen Onboard Experience und Fahrassistenz „wirklich schnell“ seien.
„Das Benutzererlebnis im Auto ist in China wirklich ganz anders und sehr kompliziert: man braucht Karaoke, hochentwickelte Lautsprecher, Kameras zum Fotografieren und für das Streaming“, sagte Diess.
„Eine weitere wichtige Sache ist der Fahrassistent in Richtung autonomes Fahren, und einige chinesische Konkurrenten sind da sehr schnell unterwegs“, fügte Diess hinzu.
Volkswagen, der meistverkaufte internationale Autohersteller in China, hat Anfang des Jahres die erste Tochtergesellschaft seines Softwareunternehmens Cariad in China gegründet, um besser auf die neuesten Anforderungen der technikbegeisterten chinesischen Autokäufer reagieren zu können.
„Wir werden Software-Kits in China für den chinesischen Markt haben“, sagte Diess. „Ich bin überzeugt, dass wir sehr, sehr schnell sein werden, weil China so schnell ist.“
Edward Wang, geschäftsführender Dirketor der Forschung bei J.D. Power China, sagte, dass intelligente Funktionen und aufregende Erlebnisse an Bord für potenzielle Autokäufer in China immer wichtiger würden.
„Sie kaufen ein neues Modell nicht unbedingt nur wegen dieser Funktionen. Aber sie würden es sicher nicht kaufen, wenn es diese Funktionen nicht hätte“, sagte Wang.
Wang behauptete, dass chinesische Marken im Zeitalter der intelligenten und softwarebasierten Fahrzeuge führend wären, weil sie besser verstehen würden, was die lokalen Kunden wollen. Sie wären schneller dabei, neue Technologien zu übernehmen und neue Modelle auf den Markt zu bringen.
„Solche Innovationen geben den chinesischen Marken einen schnellen, effektiven und kontinuierlichen Impuls“, erklärte Wang.
Die im Mai veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage von J.D. Power China zeigen, dass 53 Prozent der Befragten sich derzeit für chinesische Marken entscheiden würden. Etwa 67 Prozent derjenigen, die bereits chinesische Fahrzeuge fahren, sagten, sie würden sich auch in Zukunft wieder für chinesische Marken entscheiden.
Dies ist höchstwahrscheinlich der Grund, warum internationale Marken ihre Bemühungen um die Lokalisierung ihrer Forschung und Entwicklung in China beschleunigen.
Chang Qing, CEO von Cariad China, sagte im April, dass sein Unternehmen allein in China mehr als 600 Software-Ingenieure eingestellt habe und dass sich diese Zahl bis Ende 2023 verdoppeln werde, wobei mehr als 90 Prozent der Ingenieure Chinesen seien.
„Unser neu gegründetes China-Team wird es uns ermöglichen, schnell auf lokale Bedürfnisse zu reagieren. Wir werden unsere Produkte mit China-Geschwindigkeit entwickeln, aktualisieren und kontinuierlich verbessern, basierend auf den lokalen Kundenerwartungen“, so Chang.
Die Aufgabe der Ingenieure wird es sein, Software für die Marken von Volkswagen, darunter Audi und Porsche, zu entwickeln und anzupassen.
Unter anderem wird Cariad das erste „Over-the-Air-Update“ der elektrischen ID.-Familie von Volkswagen in China in der zweiten Hälfte dieses Jahres ermöglichen.