Chinas Wirtschaft werde im Jahr 2023 wachsen, der Inflationsdruck werde gering bleiben und chinesische Aktien werden voraussichtlich höhere Renditen erzielen, ist die Schweizer Privatbank Pictet überzeugt.
„Wir glauben, dass sich die chinesische Wirtschaft im Jahr 2023 verbessern wird. Wir denken, dass ein Wachstum von fünf Prozent möglich und dank der Wiederbelebung der Wirtschaft erreichbar ist“, sagte Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management, gegenüber Xinhua in der Londoner Niederlassung der Bank.
„Ich glaube, dass es einen großen Nachholbedarf geben wird, der den Konsum ankurbeln wird, und das wird nicht nur der chinesischen Wirtschaft, sondern auch der Weltwirtschaft insgesamt einen großen Schub geben", sagte er.
Zwar prognostiziert Paolini, dass 2023 „immer noch ein schwieriges Jahr sein wird“, aber er erwartet, dass es „etwas besser als 2022“ wird.
Die Inflation werde etwas sinken, glaubt der Finanzspezialist, aber es werde eine „wirtschaftliche Stagnation“ in den entwickelten Volkswirtschaften geben und das bedeute „sehr niedrige Renditen für Aktien, aber einige gute Nachrichten für Anleihen.“
Nach ihrem Besuch in China in der vergangenen Woche erklärte die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, dass sich das globale Wachstum in diesem Jahr auf 3,2 Prozent und 2023 auf 2,7 Prozent verlangsamen werde.
„China ist nach wie vor die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und wird nächstes Jahr schneller wachsen als die USA und als Europa. Es ist klar, dass das Land Motor für die Weltwirtschaft sein wird“, sagte Paolini.
HÖHERE AKTIENKURSE
In den letzten Wochen hat die chinesische Regierung auf der Basis der sich entwickelnden Situation der COVID-19-Pandemie eine Reihe modifizierter Maßnahmen eingeführt, die von der häuslichen Quarantäne für leichte und asymptomatische Fälle bis zur Reduzierung von Nukleinsäure-Tests reichen, um den Menschen im Alltag das Reisen und das Betreten öffentlicher Orte zu erleichtern.
Die Aktienkurse sind nach der Entscheidung Chinas, einige der COVID-19-Vorschriften zu lockern, global und im asiatisch-pazifischen Raum auf breiter Front gestiegen.
Paolini äußerte sich optimistisch über die Entwicklung chinesischer Aktien zu Beginn des neuen Jahres: „Wir gehen davon aus, dass globale Aktien im nächsten Jahr eine Rendite von etwa fünf bis zehn Prozent erzielen werden. Für chinesische Aktien erwarten wir, dass sie noch etwas besser abschneiden werden.“
MILDE INFLATION
Der chinesische Verbraucherpreisindex (CPI), ein Hauptindikator für die Inflation, stieg im November im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent, teilte das Nationale Statistikamt (NBS) am Freitag mit.
Auf monatlicher Basis sank der Index um 0,2 Prozent, was auf inländische COVID-19-Ausbrüche und Saisonalität zurückzuführen ist.
Paolini erklärte, dass der allgemeine Inflationsdruck in China günstig bleiben werde.
„Wir erwarten, dass die Inflation ein wenig anziehen wird, aber immer noch unter Kontrolle ist und die Verbraucher nicht daran hindern wird, ein wenig mehr auszugeben", sagte er.
Gegenwind erwartet er aber für die chinesische Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres vor allem aus dem Immobiliensektor.
„Es wird nicht einfach sein. Wir wissen, dass die Öffnung, so wie es in Europa und den USA der Fall war, immer Risiken mit sich bringt“, bemerkte Paolini. „Wir denken aber, dass die Wiederbelebung der Wirtschaft ausreichen wird, um die Schwächen des Immobilienmarktes auszugleichen", sagte er.