Die Europäische Kommission hat ein China-Stipendium ins Leben gerufen, um die strategische Zusammenarbeit mit Think Tanks und Universitäten zu China-bezogenen Themen zu fördern.
Ziel ist es, fundiertes Fachwissen über China aus Europa zu erschließen und das China-Know-How innerhalb der Kommission zu erweitern, heißt es in der Ankündigung.
„Es geht darum, unser Verständnis von China weiter zu vertiefen“, sagte Eric Mamer, Chefsprecher der Europäischen Kommission, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.
„China ist offensichtlich ein äußerst wichtiges Land und ein wichtiger Partner der Europäischen Union“, so Mamer.
Er betonte, dass die EU zwar über ein solches Fachwissen bereits verfüge, dieses in Politikbereichen aber noch verstärkt werden könne.
Die Kommission erklärte, dass die Stipendien politikorientierte Wissenschaftler aus Denkfabriken und Universitäten von Weltrang zusammenführen werden. Ihr Spezialgebiet beziehe sich auf politische, soziale und wirtschaftliche Fragen, digitale Technologien, Umwelt- und Klimafragen sowie auf Fragen der Sicherheit und Geschichte Chinas.
Die Stipendien sind in dem Bereich IDEA (Inspire, Debate, Engage and Accelerate Action) angesiedelt. Das vom Kommissionspräsidenten eingerichtete Beratungsgremium soll Ideen für die Hauptaugenmerke, einschließlich Geopolitik, liefern.
Die Stipendien unterliegen einer dynamischen Struktur, bei der sich die Stipendiaten über einen Zeitraum von sechs bis 12 Monaten mit einem bestimmten Fachwissen einbringen. Maximal 15 Plätze werden gleichzeitig angeboten.
Die Stipendiaten werden nach Angaben der Kommission ausschließlich aufgrund ihrer Kompetenz und ihres Fachwissens ausgewählt.
Mamer sagte, dass die erste Bewerbungsphase in Kürze starten wird. Das Programm stehe Personen offen, die nachweislich in einem oder mehreren der aufgelisteten Politikbereiche über ein bedeutendes Fachwissen verfügen.
Ding Chun, Direktor des Zentrums für Europastudien an der Fudan-Universität, sagte, die Einführung der Stipendien zeige, dass die Beziehungen zwischen China und der EU für die EU wichtig seien: „Das bedeutet, dass das derzeitige Verständnis und die Forschung noch nicht ausreichen und gestärkt werden müssen", so Ding.
„Ich hoffe, dass das Programm mehr Wissenschaftlern und Forschern helfen kann, ihr Verständnis für China auf objektive Weise zu vertiefen“, sagte er.
Lai Suetyi, Forscher am Zentrum für Europastudien der Guangdong-Universität für Auslandsstudien, sagte, der Start des Programms zeige den starken Wunsch der EU, den Austausch und den Dialog mit chinesischen Akademikern und Denkfabriken wieder aufzunehmen.
„Die europäischen Freunde haben sich über den Kontaktabbruch in den letzten drei Jahren beklagt. Sie befürchten, dass ein solcher Mangel an Dialog zu Missverständnissen und schließlich zu falschen Entscheidungen führen könnte", so Lai. China habe zwar die Beschränkungen für den internationalen Reiseverkehr aufgehoben, die Wiederaufnahme des Austauschs zwischen Forschern sei aber langsamer vonstattengegangen als der zwischen Touristen oder Geschäftsleuten.
„Die EU unternimmt diesen proaktiven Schritt, um den chinesischen Forschern ihre Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeit zu zeigen", sagte Lai.
Der Austausch zwischen der EU und China wurde in den letzten Monaten intensiviert. Beispielsweise besuchte der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, am 1. Dezember Beijing. Einen Monat zuvor reiste noch Bundeskanzlers Olaf Scholz nach China.
Letzten Donnerstag überreichte Fu Cong, der neue Leiter der chinesischen Mission bei der EU, Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission, sein Beglaubigungsschreiben. Fu überreichte dieses Schreiben wiederum nach seiner Ankunft sechs Tage später in Brüssel an Michel.