Chinesische Busse mit neuen Energie-Antrieben erobern die Auslandsmärkte

In der Werkstatt von Xiamen Golden Dragon Bus Co., Ltd, einem führenden Bushersteller in China, sind die Arbeiter an der Endmontagelinie damit beschäftigt, Windschutzscheiben zu installieren und die Systeme der neuen Elektrobusse zu testen.

Die Flotte von 94 Bussen wird in Kürze vom Hafen Xiamen in der ostchinesischen Provinz Fujian nach Norwegen und Dänemark verschifft.

„Unser Hauptaugenmerk liegt in diesem Jahr darauf, den europäischen Markt weiter zu erschließen“, sagt An Min, der für den Auslandsvertrieb von Golden Dragon verantwortlich ist.

Der Eintritt in den europäischen Markt ist keine leichte Aufgabe für chinesische Autohersteller. Es sei wie „Fischen das Schwimmen beizubringen“, erklärt An. Zum einen stelle der europäische Markt hohe Anforderungen an die Fertigungsgenauigkeit, zum anderen sei der Markt seit langem von lokalen Marken wie Mercedes-Benz, MAN Truck&Bus und Scania besetzt.

Golden Dragon hat es durch beharrliche Technologieforschung und maßgeschneiderte Produkte für den europäischen Markt trotzdem möglich gemacht.

Ab 2002 hat das Unternehmen in China ein Forschungs- und Entwicklungsteam aufgebaut, das sich auf Busse mit neuen Energie-Antrieben konzentriert. In Zusammenarbeit mit vielen renommierten Hochschulen wie der Peking University, der Xiamen University und dem Beijing Institute of Technology hat das Unternehmen erfolgreich eine Reihe von reinen Hybrid-Elektrofahrzeugen und Bussen mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb auf den Markt gebracht.

„Wir beherrschen die Kerntechnologien bei Batterien, elektrischer Steuerung und Motor sowie die des automatischen Fahrens. Das hat uns geholfen, einen Vorsprung in der Forschung und Entwicklung, der Produktion und der Herstellung von Bussen mit neuer Energie zu erlangen“, sagt An.

Im Jahr 2020 belieferte Golden Dragon zum ersten Mal den europäischen Markt als es eine erste Charge neuer Energiebusse bestehend aus 20 Einheiten nach Norwegen lieferte. Diese Busse zeichneten sich durch kundenspezifische Designs in Material und Technologie aus.

Die meisten der zuvor in China hergestellten Busse, die in die nordischen Länder exportiert wurden, verwendeten für die Herstellung der Karosserie die gleichen Materialien wie auf dem heimischen Markt, aber Golden Dragon ersetzte den herkömmlichen hochfesten Stahl durch Edelstahl.

„Wir haben diese Änderung nach umfangreichen Untersuchungen vorgenommen, bei denen wir festgestellt haben, dass die während der anhaltenden Schnee- und Eissaison in den nordischen Ländern häufig verwendeten Enteisungs-Mittel dazu führen, dass hochfester Stahl leicht korrodieren kann“, erklärt An. Golden Dragon stehe mit seinen Kunden ständig in Kontakt und bitte häufig um Feedback, um bei der späteren Produktion entsprechende Anpassungen und Verbesserungen vorzunehmen, erläutert er.

„Wir haben so etwas wie einen positiven Kreislauf etabliert, eine Art gemeinsame Entwicklung zwischen uns und den Kunden. Unsere Produkte werden auch deshalb gut angenommen, die Qualität verbessert sich kontinuierlich“, bemerkt An.

Im Jahr 2022 exportierte das Unternehmen neue Energiebusse im Wert von 42 Millionen Euro in den europäischen Markt, doppelt so viel wie im Jahr 2020.

„In Norwegen und Dänemark haben wir bisher mehr als 150 Einheiten im Einsatz. Für dieses Jahr planten wir, etwa weitere 140 Einheiten zu importieren“, erklärt Torbjorn Lundebrekke, technischer Leiter von Eurobus Nordic, einem der Distributoren von Golden Dragon in Europa.

„Wir haben die Produktentwicklung, neue Modelle und neue Möglichkeiten auf dem Markt im Blick. Wir werden aber auch die bestehenden Modelle stärken und sowohl die Qualität als auch das Ausstattungsniveau erhöhen, um den hohen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden“, erläutert Lundebrekke.

Neben dem europäischen Markt hat Golden Dragon auch seine Präsenz in Asien und Afrika ausgebaut. Laut An hat das Unternehmen im vergangenen Jahr aus Thailand einen Auftrag über die Lieferung von 1.850 neuen Energiebussen erhalten – der bislang größte Einzelauftrag für Golden Dragon.

Seit rund zehn Jahren bewähren sich die neuen Energiebusse von Golden Dragon in Ländern und Regionen wie Israel, den Niederlanden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Pakistan und leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der globalen grünen Wirtschaft.

Ähnlich wie Golden Dragon beschleunigen viele chinesische Automobilhersteller ihr Tempo bei der Erschließung der Auslandsmärkte. Die Daten der China Association of Automobile Manufacturers zeigen, dass die Exporte von New Energy Vehicles (NEV) im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um das 1,2-fache auf 679.000 Einheiten gestiegen sind.

Wang Jianling, außerordentlicher Professor an der Xiamen University, erwartet, dass die weltweite Nachfrage nach NEVs stark bleibt, was den chinesischen NEV-Herstellern ein großes Entwicklungspotenzial biete.

In den letzten zehn Jahren habe China eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Entwicklung der NEV-Industrie zu fördern, erläutert Wang. „Und die Automobilunternehmen haben aktiv auf den Aufruf reagiert, die Gesamtstärke der Branche ist weiter gewachsen“, erklärt der Experte.

„Chinesische Unternehmen können heute die diversifizierte globale Marktnachfrage nicht nur in Bezug auf Design und Qualität, sondern auch in Bezug auf Forschung und Entwicklung sowie Produktion erfüllen“, betont Wang. Es seien aber weitere Anstrengungen erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit und das Markenimage der chinesischen Marken weiter zu verbessern, hebt er hervor.