Hochrangige Branchenexperten und Führungskräfte von Unternehmen betonten am Dienstag auf der diesjährigen Jahreskonferenz des Boao Forum for Asia (BFA), dass die Abhängigkeit des Welthandels von Asien - einschließlich von China - stabil bleibe. China, so die Experten, werde seinen Status als wichtigstes Produktionszentrum der Welt trotz bestimmter Maßnahmen der USA, die zur Störung der globalen Industrie- und Lieferketten beigetragen hätten, zudem nie verlieren.
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Ihre Äußerungen folgten auf einen ebenfalls am Dienstag auf dem Forum veröffentlichten Bericht, aus dem hervorgeht, dass die weltweite Abhängigkeit vom asiatischen Warenhandel stabil geblieben sei und auch die gegenseitige Handelsabhängigkeit zwischen den asiatischen Volkswirtschaften - einschließlich China - auf einem relativ hohen Niveau bleibe.
Das höchste Abhängigkeitsniveau (21 Prozent) wurde dabei zwischen den Ländern des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) festgestellt. Die Abhängigkeit Japans und Südkoreas von China lag bei über 20 Prozent, während die Abhängigkeit der ASEAN-Länder und der CPTPP-Länder (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership) von China ebenfalls bei fast 20 Prozent lag. Dies geht aus dem Bericht hervor, der auf Daten bis zum Jahr 2021 basiert.
Von den G20-Volkswirtschaften sahen die meisten Länder ihre Handelsabhängigkeit von China zwischen 2017 und 2021 ebenfalls ansteigen. Nur die USA und Frankreich hätten in der Zeit einen Rückgang ihrer Handelsabhängigkeit von China verzeichnet, so der Bericht.
„Es ist eigentlich gut für China, dass einige arbeitsintensive Industrien abwandern, da dies den Industrien des Landes helfen würde, sich auf ein höheres Niveau zu bringen", erklärte Yao Yang, Dekan der National School of Development an der Peking-Universität. Seinen Status als weltweit größtes Produktionszentrum werde China jedoch wahrscheinlich auch in 10 bis 20 Jahren nicht verlieren: „Die Verlagerung einiger arbeitsintensiver Industrien in einige ASEAN-Volkswirtschaften und Entwicklungsländer ist für China als Ganzes geopolitisch vorteilhaft, da diese Volkswirtschaften stärker in das chinesische Produktionssystem integriert sind“, machte Yao klar.
Aus dem Bericht geht überdies hervor, dass Asien einen erheblichen Vorteil bei der Herstellung wettbewerbsfähiger Produkte in globalen Wertschöpfungsketten besitze. Von den 22 wichtigsten Zwischenprodukten asiatischer Fabriken in Bezug auf den Exportwert haben 21 einen deutlichen Anstieg der Exporte zu verzeichnen, wobei elektronische Komponenten wie integrierte Schaltkreise (IC) mit einer Wachstumsrate von bis zu 28,8 Prozent im Jahr 2021 am schnellsten gewachsen seien, so der Bericht. China sei nach wie vor ein dominierender Akteur im Handel mit Zwischenprodukten in Asien. Unter den 22 am meisten gehandelten Zwischenprodukten sei China in 20 Fällen führend.
Zhang Yuyan, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und Politik an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, erklärte in einem Interview mit China Daily am Dienstag, dass eine bedeutende Veränderung in den letzten drei Jahren darin bestanden habe, dass westliche Länder wie die USA damit begonnen hätten, so genannte „Friendshoring"-Aktivitäten (eine Mischung aus den englischen Wörtern „Friends“ für Freunde und „Offshoring“ für die Auslagerung der Produktion) zu verfolgen, d. h. in Ländern mit gemeinsamen Werten zu produzieren und dort auch einzukaufen.
„Die Ausnutzung politischer Macht, um in das freie Funktionieren von Industrie- und Lieferketten einzugreifen, stellt eine sehr große Bedrohung für das langfristige und stabile Wachstum der gesamten Weltwirtschaft dar", mahnte Zhang.