BMW wird in China immer mehr zum Familien-Auto

*In diesem Jahr wird BMW voll auf Elektromobilität fokussieren.

*China ist weltweit größter Produktionsstandort der BMW Group. Hier hat die Gruppe ihr größtes F&E- und Innovationsnetzwerk außerhalb Deutschlands aufgebaut.

*Chinas dynamische Entwicklung in der Produktion von Neue-Energie-Fahrzeugen (NEV) hat ausländischen Automobilunternehmen neuen Wachstumsmöglichkeiten eröffnet.

Liu Yifang, ein Einwohner von Shenyang in der nordostchinesischen Provinz Liaoning, tauschte 2012 seinen Kleinwagen gegen eine BMW-Limousine aus, weil er glaubte, dass die deutsche Marke für mehr chinesische Familien erschwinglich geworden war.

Der Angestellte, der für ein mit ausländischen Geldern finanziertes Unternehmen arbeitet, bringt es auf ein Familieneinkommen von mehr als 300.000 Yuan (etwa 42.718 US-Dollar) pro Jahr und gilt damit als Angehöriger der schnell wachsenden Gruppe unter Chinas Verbrauchern, die über ein mittleres Einkommen verfügen.

Auto-Marken wie BMW und Tesla, die früher als Luxusgüter galten, sind bei den chinesischen Verbrauchern immer beliebter geworden – sie erfüllen die Bedürfnisse der Verbraucher nach Konsum-Steigerung.

BMW i3 Elektroautos am 23. Juni 2022 im Werk Lydia von BMW Brilliance Automotive (BBA) im Bezirk Tiexi in Shenyang in der nordostchinesischen Provinz Liaoning in der Produktion. (Xinhua/Yang Qing)

BMW hat Chinas Weg zum dynamischsten Automobilherstellerland und Automarkt der Welt miterlebt. Hauptkunden des Unternehmens sind nicht mehr Firmenkäufer, sondern gewöhnliche chinesische Familien.

Vor zwanzig Jahren, als das Unternehmen zum ersten Mal einen Fuß nach China setzte, hatte die Automobilindustrie des Landes gerade begonnen, an Dynamik zu gewinnen, Produktion und Absatz stiegen im Land zum ersten Mal auf über vier Millionen Fahrzeuge.

Damals verfolgte BMW eine Light-Asset-Investment-Strategie, die den Marktzutritt durch geringe Investitionen und von der chinesischen Brilliance Auto Group angemietete Produktionslinien ermöglichte. Heute verfügt die BMW Group in China über ihre weltweit größte Produktionsbasis und hat ihr größtes Forschungs- und Entwicklungs- sowie Innovationsnetzwerk außerhalb Deutschlands etabliert.

„In den 20 Jahren haben wir uns hier in Shenyang zu einem bedeutenden Standort entwickelt, dem größten Produktionsstandort weltweit“, erklärte Milan Nedeljkovic, Mitglied des Vorstands der BMW AG, in einem Interview mit Xinhua anlässlich der Feierlichkeiten der BMW Group zum 20-jährigen Bestehen ihres Joint Ventures in China, BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA), am 18. Mai diesen Jahres.

BBA habe im vergangenen Jahr zwei bedeutende Erweiterungen der Dadong- und Tiexi-Produktionsstätten in Shenyang vorgenommen, auf deren Grundlage das Unternehmen die Elektromobilitätsflotte des iX3, der lokal für den internationalen Markt produziert wird, erweitert, erörterte der Manager.

Bis zum Februar diesen Jahres hat BBA bereits 5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.

Das 5-millionste Fahrzeug der BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) ist im Februar 2023 im Bezirk Tiexi in Shenyang in der nordostchinesischen Provinz Liaoning vom Band gerollt. (BBA/Handout via Xinhua)

An Liang, Abteilungsleiter im BBA-Werk Dadong, erinnert sich daran, dass es nur wenige Roboter in der Fabrik gab, als er 2003 in dem Werk zu arbeiten begann. „Jetzt werden in fast jedem Produktionsschritt des Werks Roboter eingesetzt“, erläutert er.

Im Jahr 2022 hat BMW 41.886 reine Elektrofahrzeuge auf dem chinesischen Markt ausgeliefert, das waren 91,6 Prozent mehr als im Jahr davor.

Jochen Goller, Präsident und CEO von BMW China, kündigte an, dass BMW in diesem Jahr alles daran setzen werde, „elektrisch zu werden“ und präsentierte elf reine Elektroautos für chinesische Kunden.

Als weltweit größter Markt für die Produktion und den Verkauf von Neue-Energie-Fahrzeugen (New Energy Vehicles, NEVs) hat Chinas Entwicklung in diesem Sektor neue Wachstumsmöglichkeiten für ausländische Automobilunternehmen eröffnet.

Produktions-Roboter bei Schweißarbeiten in einer Werkstatt des Tiexi-Werks von BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) in Shenyang in der nordostchinesischen Provinz Liaoning am 16. Februar 2022. (Xinhua/Yang Qing)

Der US-Autobauer Tesla kündigte im April den Bau einer neuen Megafabrik in Shanghai an, in der das Energiespeicherprodukt Megapack des Unternehmens hergestellt werden soll. Der Spatenstich für das neue Werk soll im dritten Quartal dieses Jahres erfolgen und die Produktion im zweiten Quartal 2024 beginnen.

Die 2019 eröffnete Tesla Gigafactory in Shanghai war die erste Gigafactory des Automobilherstellers außerhalb der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2022 lieferte das Werk 710.000 Fahrzeuge aus, was einer Steigerung von 48 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 entspricht.

Das Fahrzeug-Exportterminal des Hafens von Dalian, Liaoning, ist Drehscheibe für Logistikdienstleistungen für BMW, Volvo, FAW und andere Autoexporteure. „Seit Anfang dieses Jahres sind wir jeden Tag vollauf damit beschäftigt, Autos auszuliefern“, erklärt ein Mitarbeiter des Terminals.

„Der chinesische Markt ist sehr stark. Er ist dynamisch und widerstandsfähig. Das bietet für Investitionen ausländischer Unternehmen eine große Chance, was sowohl für China als auch für die Investoren eine Win-Win-Situation darstellt“, betont Nedeljkovic in dem Interview.