Um nicht den Anschluss im so wichtigen Segment der Elektroautos (NEV) zu verpassen, erwägt Audi derzeit, eine Plattform für Elektroautos von einem chinesischen Unternehmen zu kaufen. 35 Jahre nach dem ersten Technologietransfer von Deutschland nach China wäre dies der erste Transfer in die andere Richtung im Automobilsektor.
Laut einem Bericht der deutschen Zeitung „Automobilwoche“ möchte der deutsche Autoriese Audi eine Plattform für Elektroautos (New Energy Vehicles, NEV) von einem chinesischen Unternehmen kaufen, um seine NEV-Forschung weiter voranzutreiben. Das deutsche Unternehmen antwortete darauf, dass sich der chinesische Automobilmarkt mitten in der größten Transformationsphase der Geschichte befinde und Audi mit allen Parteien zusammenarbeiten werde, um eine Strategie für eine erfolgreiche Zukunft zu entwickeln. Branchenanalysten sagten, der Schritt von Audi könne dazu beitragen, seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem hart umkämpften chinesischen NEV-Markt effektiv zu verbessern.
Audi gab bekannt, dass seine Verkäufe in China im ersten Quartal des Jahres 136.400 Einheiten erreicht hätten, was einem Rückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Laut der Branchenwebsite „CarExpert“ ist Audi im globalen NEV-Wettbewerb hinter Mercedes-Benz, BMW und chinesischen Unternehmen zurückgefallen.
Das US-amerikanische NEV-Branchenmedium „Electrek“ schrieb in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse, dass Audi nach mehreren Entwicklungsverzögerungen aufgrund von Softwareproblemen intern und bei der Muttergesellschaft Volkswagen Group Berichten zufolge nach Möglichkeiten sucht, eine EV-Plattform der nächsten Generation zu kaufen. Der Bericht betonte außerdem, dass die deutsche Marke „eine Fülle von EV-Konglomeraten zur Auswahl hat, da China mit Sicherheit der gesättigtste Markt für die Herstellung von Elektrofahrzeugen ist.“
Zhang Xiang, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Research Center of Automobile Industry Innovation der North China University of Technology, sagte dazu: „Die NEV-Forschung ist mit hohen Zeit- und Kapitalkosten verbunden, was dazu führen kann, dass einige Autohersteller Geschäftschancen auf dem Markt verpassen. Der Kauf von Technologie von chinesischen Unternehmen könnte für Audi eine Abkürzung darstellen und die allgemeine Fehlerquote senken.“
Er wies darauf hin, dass Technologieautorisierungen zwischen Autoherstellern üblich seien. Auch die chinesische Automobilindustrie hätte in ihrem frühen Entwicklungsstadium ausländische Technologiegekauft.
1988 unterzeichnete die chinesische FAW einen Technologietransfervertrag mit Audi - den ersten Technologietransfervertrag für hochwertige Autos in der chinesischen Geschichte. 35 Jahre später hat sich Audi vom Verkäufer zum Käufer gewandelt. „Wenn Audi eine Zusammenarbeit mit einem chinesischen Unternehmen erreicht, wäre dies Chinas erster Technologieexport im Automobilbereich“, machte Zhang klar.
Er ließ außerdem wissen, dass chinesische Automobilunternehmen, die im Ausland tätig sind, in der Regel Patente anmelden, um ihre Kerntechnologie sowohl auf inländischen als auch auf ausländischen Märkten zu sichern, was der üblichen Praxis internationaler Unternehmen entspreche.