Die Ausweitung der effektiven Wohnungsnachfrage und die Verbesserung der Markterwartungen werden Experten zufolge zu den obersten Prioritäten der politischen Führung Chinas gehören, um den Immobilienmarkt weiter zu stabilisieren. Dies sei besonders wichtig, da der Sektor eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt spiele.
Auf einer Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei (KP) Chinas am 24. Juli, auf der der politische Kurs für die zweite Jahreshälfte festgelegt wurde, hieß es, es sei unbedingt erforderlich, die Politik im Immobiliensektor rechtzeitig anzupassen und zu verbessern und die gezielten politischen Maßnahmen in verschiedenen Städten auch wirklich zu nutzen, da sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis im Immobiliensektor grundlegend verändert habe.
Xiong Yuan, Chefvolkswirt bei Guosheng Securities, sagte, die politischen Entscheidungsträger in China würden sich vorrangig darum bemühen, die Nachfrage der Einwohner nach grundlegendem Wohnraum und ihren Bedarf an besserem Wohnraum mit gezielteren Maßnahmen zu befriedigen, da das „Überhitzungsrisiko“, also ein unangemessener Preisanstieg aufgrund einer extremen Nachfrage, mittlerweile nachgelassen habe und der Immobiliensektor aktuell stattdessen mit einer sinkenden Nachfrage konfrontiert sei. Dies lässt sich auch mit den relevanten Statistiken belegen: Daten des Staatlichen Statistikbüros (NBS) zeigen, dass die Investitionen in die Immobilienentwicklung in der ersten Hälfte dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um fast 8 Prozent zurückgegangen sind. Die Investitionen in den Wohnungsbau gingen im gleichen Zeitraum um mehr als 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.
In Anbetracht der sich verschlechternden Wachstumsaussichten im Immobiliensektor sagte Zheng Houcheng, leitender Makroökonom bei Yingda Securities, dass es notwendig sei, neue Runden politischer Anpassungen und Optimierungen einzuleiten, die das Marktvertrauen stärken und eine allmähliche Verbesserung der Immobilieninvestitionen fördern könnten. Er selbst rechne auch mit einer weiteren Senkung des Leitzinses (Loan Prime Rate, LPR) für über fünfjährige Kredite, auf dessen Grundlage die Kreditgeber ihre Hypothekenzinsen kalkulieren.
China hat bereits in der Vergangenheit wiederholt Anstrengungen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes verkündet. So hat die Zentralbank (People's Bank of China, PBOC) etwa zugesagt, die Zinssätze und Anzahlungsquoten für neue Hypotheken weiter zu senken und die Banken anzuweisen, die Zinssätze für bestehende Hypotheken ebenfalls anzupassen.
Ni Hong, Minister für Wohnungsbau und die städtisch-ländliche Entwicklung, forderte kürzlich die vollständige Umsetzung der geplanten vorteilhaften Maßnahmen, einschließlich der Senkung der Anzahlungsquoten und Hypothekenzinsen für Erstkäufer von Wohneigentum und der Kategorisierung von Käufern, die noch kein Haus besitzen, als Erstkäufer von Wohneigentum.
Xiong von Guosheng Securities kündigte an, dass einige der bestehenden restriktiven Maßnahmen in Städten des ersten und zweiten Ranges in naher Zukunft gelockert würden.
Bai Wenxi, Chefvolkswirt bei IPG China, sagte, dass China die Transformation des Immobiliensektors vom alten Modell der sog. „drei Hochs“ – Hohe Fremdkapitalquote, hohe Schulden und hoher Umsatz – zu einem neuen Entwicklungsmodell vorantreiben sollte. Dies würde allerdings eine Stärkung der Verwaltung des Angebots an Bauland, die Förderung der integrierten Stadt-Land-Entwicklung, das Vorantreiben der Reformen des Wohnungswesens und verstärkte Anstrengungen zum Aufbau und zur Entwicklung des Mietmarktes erfordern. Mit Blick auf die Zukunft sagte Bai, dass China mit der allmählichen Erholung des Wohnungsmarktes wahrscheinlich auch das Pilotprojekt der Grundsteuer vorantreiben werde.