Obwohl die Diskussionen um Abkopplung und Risikominderung zwischen China und Europa weitergehen, machen mehrere führende Manager europäischer Unternehmen klar, dass sie weiter auf dem chinesischen Markt agieren werden.
Ein China-Europa-Güterzug aus Duisburg kommt in Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi an. (Foto vom am 10. Juli 2023, Xinhua/Zhang Bowen)
Der Handel zwischen der Europäischen Union (EU) und China ist in den letzten Jahren trotz der anhaltenden Diskussionen über „De-Coupling“ (Entkopplung) oder „De-Risking" (Risikominderung) der Wirtschaftsbeziehungen mit China stetig gewachsen. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass der chinesische Markt aufgrund seines enormen Potenzials und seiner Größe nach wie vor eine große Anziehungskraft auf europäische Unternehmen ausübt.
Wie Eurostat-Daten zeigen, hat sich der Wert der europäischen Einfuhren aus China zwischen 2018 und 2022 fast verdoppelt. Auch in der ersten Hälfte dieses Jahres blieb China der führende Lieferant von Waren in die EU, so eine Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In diesem Zeitraum stiegen die Importe von Produkten wie Telefonen, Computern und Maschinen besonders deutlich an.
Da sowohl Europa als auch China einen gemeinsamen Konsens bei der Bekämpfung des Klimawandels haben, haben chinesische Elektrofahrzeuge ihre Präsenz auf dem europäischen Markt in den letzten Jahren rasch ausgebaut: Drei der meistverkauften Elektroauto-Modelle in Europa im letzten Jahr stammten aus China.
Offizielle Statistiken zeigen, dass der Handel zwischen China und der EU im Jahr 2022 ein Volumen von 847,3 Milliarden US-Dollar erreichte, was einem Anstieg von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. China und die EU sind gegenseitig die wichtigsten Handelspartner, wobei der Handel mit Lithiumbatterien, Elektrofahrzeugen, Photovoltaikmodulen und anderen umweltfreundlichen Produkten besonders schnell wächst.
Ola Kaellenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz, sagte im Juli in einem Interview mit dem Fachmagazin „Automobilwoche“, dass China, der größte Automobilmarkt der Welt, ab 2025 im Mittelpunkt der Marketingaktivitäten des Unternehmens stehen werde.
„In China zu investieren ist eine Investition in die Zukunft“, betonte auch Jean-Paul Agon, Präsident von L'Oreal Frankreich, in einem Interview mit Xinhua. Mit seinem offenen Markt, seinem verbesserten Geschäftsumfeld und den vielversprechenden Initiativen zur Ankurbelung der Binnennachfrage biete China für die ganze Welt neue Chancen – und das gleiche gelte auch umgekehrt. Er wies auch darauf hin, dass China für L'Oreal ein strategischer Wachstumsmotor sei, denn „China ist mehr als nur ein großer Markt. Es ist das Labor für die innovativsten Konzepte und das Testfeld für die neuesten Marketingpraktiken, wo die Zukunft der Schönheit geboren wird.“
Mehrere europäische Wirtschaftsführer warnten in jüngster Zeit vor dem „De-Risking“-Narrativ.
Belén Garijo López, Vorsitzende der Geschäftsleitung des führenden deutschen Wissenschafts- und Technologiekonzerns Merck, sagte etwa, dass ein Abbruch der Handelsbeziehungen mit China mit erheblichen wirtschaftlichen Kosten verbunden wäre. Sie hoffe daher, dass die Spannungen zwischen China und einigen westlichen Ländern durch einen Dialog abgebaut werden könnten: „Die Globalisierung hat der Welt Wohlstand gebracht, mit mehr Innovation und Zusammenarbeit, aber wir riskieren, dies zu verlieren“, warnte die Top-Managerin.
Auch Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, erklärte in einem Interview mit der Financial Times (FT) im Juli, dass Europa die Risiken nicht verringern könne, indem es sich isoliere. Die europäischen Länder sollten nicht ständig über die Risiken des Chinageschäfts spekulieren, sondern stattdessen mehr in die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit investieren, mahnte Hartung.