Chinesische Aktien stiegen am Montagmorgen nach der Ankündigung einer Senkung der Stempelsteuer, gaben aber bis zum Börsenschluss einen Großteil ihrer Gewinne wieder ab. Laut Experten deute dies darauf hin, dass für eine anhaltende Rallye größere Anreize zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums erforderlich sein könnten.
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Der Leitindex, der Shanghai Composite Index, stieg bei Handelseröffnung am Montag um 5,06 Prozent, da die Anleger von einem Maßnahmenpaket zur Wiederbelebung der Kapitalmärkte profitierten, welches unter anderem eine Senkung der Stempelsteuer auf den Aktienhandel von 0,1 Prozent auf 0,05 Prozent vorsah.
Dennoch gab der Index bis zum Handelsschluss einen Großteil seiner frühen Gewinne wieder ab und schloss mit einem Plus von 1,13 Prozent bei 3.098,64 Punkten. Der ChiNext-Index, der Chinas Nasdaq-ähnliche Börse für Wachstumsunternehmen abbildet, stieg zum Handelsstart um 6,96 Prozent, schloss schließlich aber doch nur bei 2.060,04 Punkten (+0,96%).
Der Index der Wertpapierfirmen, der die Rally vom Vormittag anführte, stieg um 2,35 Prozent und schloss bei 9.408,82 Punkten – verglichen mit zunächst plus 10,75 Prozent bei der Eröffnung – meldete der Marktbeobachter Wind Info.
Charlie Zheng, Chefvolkswirt der Samoyed Cloud Technology Group Holdings, sagte, der Markt könnte am Morgen auf die Ankündigung überreagiert und später einen Ausverkauf ausgelöst haben, da die Erwartungen der Anleger über die zukünftige Marktentwicklung auseinandergingen.
Der Markt für A-Aktien könnte sich in den kommenden Wochen stabilisieren, da sich das Tempo der Börsengänge und Refinanzierungen verlangsame und gleichzeitig zusätzliches Kapital in den Markt fließe, so Zheng weiter.
Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde stimmte am Sonntag zu, das Tempo der Börsengänge vorübergehend zu verlangsamen, die Anforderungen an die Margenfinanzierung zu lockern und Verkäufe durch Großaktionäre strenger zu regulieren. Dies geschah, nachdem die Kommission am Donnerstag mittel- und langfristige Fonds dazu ermutigt hatte, ihre Investitionen in Aktien zu erhöhen.
„Um einen echten Aufwärtstrend in Gang zu setzen, reicht es jedoch nicht aus, sich nur auf diese Maßnahmen zu verlassen“, sagte Zheng und forderte mehr Anstrengungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten, insbesondere die Wiederherstellung des Vertrauens privater Unternehmen sowie die Erlaubnis einer höheren Staatsverschuldung, um die Gesamtnachfrage anzukurbeln.
David Scutt, Marktanalyst bei GAIN Capital, sagte, es sei „fraglich“, ob die jüngsten Maßnahmen zu mehr als einem kurzfristigen Aufschwung führen könnten, wenn die Maßnahmen zur Ankurbelung der Realwirtschaft nicht umgesetzt würden.
Am Montag kam es zu einem Nettoabfluss von A-Aktien in Höhe von 8,25 Mrd. Yuan (1,05 Mrd. Euro) im nordwärts gerichteten Handel zwischen Hongkong und dem Festland, nachdem Bloomberg am Freitag berichtet hatte, dass Morgan Stanley seine Kursziele für die chinesischen Aktienindizes aufgrund des derzeit hohen Gewinndrucks gesenkt hatte.
Ming Ming, Chefvolkswirt von CITIC Securities, sagte, dass sowohl die wirtschaftlichen Fundamentaldaten Chinas als auch der Gewinnzyklus der A-Aktien die Talsohle erreicht hätten und sich allmählich verbessern dürften. Er wies darauf hin, dass weitere politische Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft bevorstünden – einschließlich solcher, die sich mit dem Abschwung im Immobiliensektor und den Schuldenrisiken der Lokalregierungen befassten.