An der IAA Mobility 2023 in München nehmen rund 70 chinesische Firmen teil, die zweitgrößte Anzahl nach den deutschen Teilnehmern.
Es sei unmöglich, sich von China zu entkoppeln, weil China hinsichtlich Rohstoffen, Fertigungskompetenz und der Größe seiner Wirtschaft wichtig sei, sagte Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG.
Eine schnell ladende Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) namens „Shenxing“, hergestellt vom chinesischen Hersteller für Elektrofahrzeugbatterien Contemporary Amperex Technology Co., Ltd. (CATL), wurde auf dem Pressetag der IAA Mobility 2023 am Montag in München präsentiert. (Foto: Xinhua/Ren Pengfei)
Die IAA Mobility 2023 (IAA), eine der weltweit größten Messen für Mobilität, wurde am Dienstag in München eröffnet. Deutsche und chinesische Aussteller stehen dort im Rampenlicht.
Auf der sechstägigen Ausstellung sind rund 70 chinesische Firmen vertreten, die zweitgrößte Anzahl nach den deutschen Teilnehmern. Unter dem Motto der diesjährigen IAA „Vernetzte Mobilität erleben“, eröffnen chinesische Automobilhersteller lokalen Partnern und Kunden in Europa mehr Chancen und Auswahlmöglichkeiten.
Gemeinsam wachsen
„Alle hier auf der IAA sind so aufgeregt, so viele chinesische Marken hier zu haben. Wir können sehen, wie sie diese digitale Revolution in Produkten umsetzen. Chinesische Marken sind hier, um sich ein Bild von der Welt der Mobilität zu machen, was auch den internationalen Aspekt des Namens IAA unterstreicht“, sagte Peter Fintl, Vizepräsident des Bereichs Technologie und Innovation bei Capgemini Engineering.
Vor der offiziellen Eröffnung der IAA stellten Automobilhersteller und Zulieferer, die zur Hälfte von außerhalb Deutschlands kommen, am Montag auf dem Pressetag ihre neuesten Innovationen vor. Der chinesische Hersteller für Elektrofahrzeugbatterien Contemporary Amperex Technology Co., Ltd. (CATL) präsentierte eine neue Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) namens „Shenxing“, die mit einer Ladezeit von 10 Minuten für eine Reichweite von 400 Kilometern sorgen kann.
Die neue Technologie ziele darauf ab, kostengünstigere Fahrzeugbatterien bereitzustellen und Schnellladetechnologien für Nutzer erschwinglicher zu machen, sagte Gao Pengfei, Ingenieur für Zelldesign bei CATL.
„Wir hoffen, dass diese Batterie zum neuen Standard für die Industrie werden kann“, sagte Gao und fügte hinzu, dass europäische Hersteller von Elektrofahrzeugen interessiert seien an den neuen Technologien von CATL, die ihre Wettbewerbsfähigkeit in dieser sich rasant entwickelnden Industrie stärken könnten.
„Europäische Hersteller freuen sich auf unsere wettbewerbsfähigen Angebote“, sagte er. „Es ist eine Win-win-Kooperation“.
Die ZF Group, ein Hidden Champion in der Automobilzulieferindustrie, hat drei Werke und vier Forschungs- und Entwicklungszentren in China eröffnet – ein Zeichen seiner wachsenden Präsenz im Land.
Besucher und Aussteller am Stand der ZF Group auf dem Pressetag der IAA Mobility 2023 in München am Montag im Gespräch. (Foto: Xinhua/Ren Pengfei)
Das Unternehmen habe das kontinuierliche Wachstum auf dem chinesischen Automobilmarkt bemerkt, insbesondere die zunehmende Verbreitung von New Energy Vehicles (NEVs) (Fahrzeuge mit alternativer Antriebstechnik), sagte Graciana Petersen, Leiterin des Bereichs Strategie & Transformation der ZF Group, bei einem Treffen am Montag.
„Es ist nicht nur eine Frage der Quantität. Es ist auch eine Frage der Qualität“, sagte sie und fügte hinzu, dass chinesische Konsumenten besonders hohe Standards und Erwartungen an die sichersten und intelligentesten Komponenten und Systeme in ihren Autos hätten.
„Deshalb wollen wir natürlich mit unseren chinesischen Kunden und Partnern wachsen. Wir sind uns der Stärke und des schnellen technologischen Fortschritts der chinesischen Automobilindustrie voll bewusst und sind bereit, zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu wachsen“, sagte Petersen.
Den Wettbewerb annehmen
Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, sagte kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Xinhua, dass es unmöglich sei, sich von China zu entkoppeln, weil China hinsichtlich Rohstoffen, Fertigungskompetenz und der Größe seiner Wirtschaft wichtig sei.
„China ist BMWs größter Markt und wir sind mit dem chinesischen Markt eng verflochten und dort eingebunden“, sagte Zipse.
Ein elektrischer BMW i5 wird auf dem Pressetag der IAA Mobility 2023 in München am Montag präsentiert. (Foto: Xinhua/Ren Pengfei)
In Bezug auf chinesische Automobilhersteller, glaubt Zipse, dass „wir den Wettbewerb annehmen müssen“.
Chen Yudong, Präsident von Bosch China, sagte, dass es einen wachsenden Trend unter chinesischen Automarken gebe, in den europäischen Markt einzusteigen, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen biete. Als globales Unternehmen habe Bosch eine starke internationale Geschäftspräsenz und ein starkes Netzwerk aufgebaut.
„Wir sind offen dafür, die Geschäftsentwicklung unserer Kunden überall dort zu unterstützen, wo es einen Marktbedarf und eine etablierte Vertretung gibt“, sagte er.
China sei der weltweit größte Markt für die Bosch Group. Die langfristige Lokalisierungsstrategie und die kompetente Belegschaft hätten eine solide Grundlage für die Geschäftsentwicklung von Bosch im Land gelegt. Bosch werde weiterhin in den chinesischen Markt investieren, um der wachsenden Nachfrage chinesischer Kunden gerecht zu werden.
Oliver Blume, CEO der Volkswagen Group, sagte kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Xinhua, dass Volkswagen „einen klaren Fokus in China“ hat. Er glaube, dass Volkswagen, als größter Automobilhersteller in China, im Land erfolgreich sein werde und sehr engagierte Partner habe.
China werde auch in Zukunft eine große Rolle spielen. „Wir stehen zu unseren Investitionen. Unser Engagement wird durch unsere eigenen Aktivitäten unterstrichen und wir bauen enge Partnerschaften auf“, sagte er.
„Wir werden unsere Erfahrung, unser Wissen, mit neuen Technologien, die in China entwickelt werden, kombinieren. Diese Kombination wird uns so besonders machen. Wir haben unser Erbe und werden diese neuen Technologien in unsere namhaften Produkte integrieren“, sagte der CEO von Volkswagen.
Win-win-Kooperation
Die Automobilindustrie ist nie ein Spiel für einen Einzelnen, insbesondere wenn sie sich historischen Veränderungen gegenübersieht, wie dem Aufkommen von Elektrofahrzeugen.
Holger Klein, CEO der ZF Group, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua, dass China innerhalb der ZF Group eine entscheidende Position einnehme, und dass sich seine Entwicklung nicht nur auf den chinesischen Markt konzentriere, sondern auch wesentlich zur globalen Expansion des Geschäfts von ZF beitrage.
Er sagte, dass der Skaleneffekt, der für die Entwicklung der Automobilindustrie notwendig ist, nicht nur durch Chinas großes Volumen unterstützt werde, sondern auch die Verbreitung von in China entwickelten Technologien ermöglichen würde.
Vom dynamischen chinesischen Markt sei er beeindruckt gewesen, weil dieser über eine wesentlich jüngere Kundengruppe verfüge und die chinesischen Konsumenten sehr aufgeschlossen gegenüber Innovation seien.
„Aus diesem Grund macht es uns großen Spaß, ihnen die neuesten Innovationen in China anzubieten und sie gemeinsam mit unseren chinesischen Kollegen weiterzuentwickeln, weil sie nah am Markt sind und die Bedürfnisse der Kunden verstehen. Auf diese Weise treiben wir Innovationen voran“, sagte er.
Fintl glaubt, dass bei dem schnellen Fortschritt bei Elektrofahrzeugen, Batteriegrößen, Kosten oder der allgemeinen Effizienz tatsächlich viele chinesische Marken diejenigen waren, die das Tempo vorgegeben haben.
CATL wurde kurz nach seiner Gründung im Jahr 2011 zu einem Zulieferer für BMW. Der Batteriegigant hat seitdem mit Unternehmen wie Volkswagen, Mercedes-Benz und PSA kooperiert.
Seit den Anfängen hat sich CATL an die Standards und Bedürfnisse seiner Kunden gehalten. Allerdings, sagte Gao: „Das ist eine schnell wachsende Industrie“ und merkte an, dass das Unternehmen erkannte, dass solche Standards nicht mehr mit den sich schnell entwickelnden Technologien dieser Branche mithalten konnten.
„Wir begannen neue Standards auszutesten und den bestehenden Engpass zu überwinden“, so Gao.
Blume hielt es für eine „gute Gelegenheit“, Ingenieure von Volkswagen und XPENG miteinander auszutauschen.
„Für mich ist es immer wichtig eine Win-win-Situation zu haben, wenn man Partnerschaften eingeht, und das haben wir in der Vergangenheit mit unseren Joint-Venture-Partnern FAW und SAIC gemacht. In Zukunft mit XPENG oder unserem Joint Venture mit Horizon Robotics wird es in diesen Partnerschaften auch diese Positivität geben“, sagte er.