Die sich mehrenden positiven Anzeichen für eine Belebung der Wirtschaftsdynamik im August haben das Vertrauen der internationalen Finanzinstitute gestärkt, die der Ansicht sind, dass China auf dem besten Weg ist, sein jährliches Wachstumsziel von etwa 5 Prozent zu erreichen. Es ist ihnen zufolge überdies unwahrscheinlich, dass die negative Verbraucherinflation angesichts der sich erholenden Nachfrage wieder auftaucht.
Zhu Haibin, Chefvolkswirt für die Region China bei JPMorgan, sagte, er habe seine Prognose für das chinesische Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte nach oben korrigiert, da die Wirtschaftszahlen im August besser als erwartet ausgefallen seien und die politische Unterstützung allmählich durchschlage. Als Beispiel dafür nannte er die jüngste Beschleunigung bei der Emission spezieller lokaler Staatsanleihen, die die Infrastrukturaktivitäten ankurbeln könnten. Er rechne nun damit, dass Chinas Wachstum im Gesamtjahr 5 Prozent erreichen werde - eine Anhebung der vorherigen Prognose von 4,8 Prozent. Zuvor waren am Freitag die Wachstumszahlen für den Einzelhandel und die Industrieproduktion für August veröffentlicht worden, die mit einem Anstieg von 4,6 Prozent bzw. 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr die Markterwartungen übertrafen.
„Wir glauben, dass die Regierung in der Lage sein wird, ihr Wachstumsziel von (etwa) 5 Prozent zu erreichen", betonte auch Xiong Yi, Chefvolkswirt der Deutschen Bank in China. „Die jüngsten Hochfrequenzdaten zum Handel und zu den Preisen zeigen Anzeichen einer Stabilisierung, während die Beschleunigung der Kredit(ausweitung) im August ebenfalls ermutigend war."
Politische Anpassungen im Immobiliensektor würden sich wahrscheinlich positiv auf den Immobilienverkauf in den Städten des ersten und zweiten Ranges auswirken, indem sie die Wohnungsnachfrage von Neuzuwanderern und anderen potenziellen Käufern ankurbeln, prognostiziere Xiong und fügte hinzu, dass Chinas Wirtschaftswachstum im dritten Quartal voraussichtlich 4,6 Prozent im Jahresvergleich erreichen und sich im vierten Quartal auf 5 Prozent verbessern werde.
Diese Äußerungen erfolgten nach einem Treffen der chinesischen Zentralbank (PBOC) mit ausländischen Finanzinstituten und Unternehmen am Montag, das Teil der Bemühungen Chinas war, ausländische Investitionen anzuziehen und die finanzielle Öffnung zu erweitern. An dem Treffen nahmen unter anderem Vertreter von JPMorgan, HSBC, Deutsche Bank und Tesla teil.
Da die chinesische Wirtschaft die Talsohle mittlerweile wahrscheinlich durchschritten hat, wird sich nach Ansicht von Experten auch die Inflation des Landes angesichts der Anzeichen für eine steigende Nachfrage erholen, nachdem der Verbraucherpreisindex (VPI) im August auf Jahresbasis ein positives Wachstum von 0,1 Prozent aufwies. Im Juli war der Index noch um 0,3 Prozent gesunken.
„China hat sicherlich eine sehr niedrige Inflation (...) Es wäre jedoch falsch, China als Land zu bezeichnen, das sich in einer Deflationsspirale befindet", betonte Frederic Neumann, Chefökonom für Asien und Co-Leiter von Global Research Asia bei HSBC.
Dennoch warnten Experten, dass die chinesische Wirtschaft immer noch auf eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt wartet, um eine vollständige Erholung zu erleben.
Zhu von JPMorgan sagte, dass eine weitere nachfrageseitige Lockerung der Immobilienpolitik in naher Zukunft bevorstehen könnte. Es könnte demnach zu einer Lockerung der Beschränkungen für den Erwerb von Wohneigentum, der Verkaufsbeschränkungen und der Preiskontrollen in Städten des ersten und zweiten Ranges kommen.