Nachrichtennetzwerk der Seidenstraßen-Initiative

BRNN>>„Belt and Road“-Nachrichtennetzwerk>>BRI-Nachrichten>>Aktuelles

Von China gebaute Zugstrecken helfen Einheimischen „selbst zu fischen“

Sonntag, 08. Oktober 2023 Quelle : German.people.cn

Für Wawan Setiawan, einen Zugführer mit zehnjähriger Erfahrung, war es früher unvorstellbar, einen Zug zu fahren, der 350 Kilometer pro Stunde zurücklegt. Jetzt ist er auf dem Weg, einer der ersten Hochgeschwindigkeitszugführer seines Landes und ganz Südostasiens zu werden.

Als das chinesisch-indonesische Joint Venture, das mit dem Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Jakarta-Bandung beauftragt wurde, 2020 mit der Rekrutierung von Zugführern begann, bewarb sich Wawan sofort.


Ein Triebwagenzug auf der Strecke Jakarta-Bandung im indonesischen Purwakarta am 30. September 2023. (Foto: Xinhua/Xu Qin)

„Technologie, Betrieb, Sicherheitsmethoden – alles, was ich lerne, ist neu und aufregend“, sagt Wawan, der seitdem von chinesischen Zugführern geschult wird.

„Mein Leben hat sich beschleunigt“

Mu Zhen, Wawans Ausbilder, ist der chinesische Zugführer auf der Strecke Jakarta-Bandung, die die Hauptstadt Indonesiens mit der viertgrößten Stadt des Landes verbindet.

In einem Fahrsimulator fordert Mu Wawan auf, sich zu entspannen, da seine rechte Hand den Geschwindigkeitsregler fest umklammert. „Anspannung kann zu Fehlbedienung führen, da der Griff sehr empfindlich ist“, erläutert Mu und lässt es Wawan noch einmal versuchen.

„Ich freue mich darauf, indonesische Zugführer zu betreuen und gebe meine Fähigkeiten gerne ohne Vorbehalt weiter. Ich lerne Indonesisch, um Sprachbarrieren zu überwinden“, sagt Mu.

Mu kam im letzten Oktober nach Indonesien und bereitete sich auf den Zugbetrieb vor. „Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Jakarta-Bandung wurde nach chinesischen Standards und mit chinesischer Technologie gebaut, daher fährt sich der Zug hier genauso wie in China“, so Mu.

Die 142 Kilometer lange Strecke, die ein wegweisendes Projekt im Rahmen der von China vorgeschlagenen „Belt and Road“-Initiative (BRI) ist, verkürzt die Fahrzeit zwischen beiden Städten von über drei Stunden auf etwa 40 Minuten.


Ein chinesischer Ausbilder (links) und ein indonesischer Zugführer in der Führerkabine eines Zuges in einer Wartungshalle der Station Tegalluar im indonesischen Bandung am 25. August 2023. (Foto: Xinhua/Xu Qin)

„Die Entwicklung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke wird eine größere Wirtschaft begünstigen, weil sie die Mobilität verbessert“, sagt Wawan und fügt hinzu, dass er hofft, dass die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Surabaya, Indonesiens zweitgrößter Stadt und Seehafen, ausgedehnt wird.

„Ich habe hart gelernt und mein Bestes gegeben, um sicherzustellen, dass ich einer der ersten Hochgeschwindigkeitszugführer in Indonesien und in Südostasien werden konnte“, so Wawan.

„Wenn das Leben ein Zug ist, der auf einer Schiene fährt, dann hat sich mein Leben gerade beschleunigt – superschnell, sehr aufregend und voller Hoffnung“, sagt er.

„Jemandem beibringen, wie man fischt“

China hat mit Partnerländern der „Belt and Road“-Initiative (BRI) Zugstrecken, Häfen und andere Infrastrukturen gebaut, was dazu beigetragen hat, die regionale Konnektivität zu verbessern und Arbeitsplätze für Einheimische zu schaffen.

Der laotische Abschnitt der Zugstrecke China-Laos, der im Dezember 2021 in Betrieb ging, hat für mehr als 110.000 Menschen Arbeitsplätze geschaffen. Die 24-jährige Sida Phengphongsawanh ist einer davon. 2021 wurde Sida im Betriebszentrum der Zugstrecke China-Laos in Vientiane Zuginspektorin, nachdem sie vier Jahre lang elektrische Automatisierung in China studiert und am Konfuzius-Institut in Laos Kenntnisse der chinesischen Sprache und im Eisenbahnbereich erworben hatte.

„Die Ausbilder hier waren seit meinem Praktikum sehr geduldig. Da es das erste Mal war, dass wir mit echten Zügen in Berührung kamen, war alles neu für uns und sie haben uns Schritt für Schritt geduldig unterrichtet“, sagt sie.

Sidas chinesischer Ausbilder, der 58-jährige Wen Bin, arbeitet seit 2011 in Laos. Er sagt, das chinesische Personal werde dafür sorgen, dass einheimische Mitarbeiter wie Sida noch lange nach dem Weggang ihrer chinesischen Kollegen unabhängig arbeiten könnten.

„Wir rekrutieren neues Personal. Nicht viele sprechen Chinesisch, deshalb hoffe ich, dass Sida und ihre Kollegen die Verantwortung übernehmen, die neue Generation in ihrer eigenen Sprache zu unterrichten“, sagt Wen.

Die 28-jährige Anketsebrhan Girma hat lange davon geträumt, in ihrer Heimat Äthiopien Zugführerin eines modernen Zuges zu werden. Sie verwirklichte ihren Traum, indem sie sich in einem intensiven Wettbewerb durchsetzte, bevor sie nach Abschluss der Universität 2018 die Arbeit bei der Äthiopien-Dschibuti-Standardspureisenbahngesellschaft aufnahm und zur ersten weiblichen Führerin eines elektrifizierten Zuges in Äthiopien wurde.

Heute arbeitet sie als Zugführerassistentin bei der Äthiopien-Dschibuti-Bahn, die die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba mit dem Hafen von Dschibuti am Roten Meer verbindet.

Seit Juli absolvieren Girma und 27 Kollegen ein sechsmonatiges Ausbildungsprogramm in der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou. Sie gehören zur zweiten Gruppe Auszubildender aus Äthiopien, die sich am Zhengzhou Railway Vocational and Technical College einschreiben.

Die ersten 34 Auszubildenden beherrschten nach acht Monaten praktischer Ausbildung im Jahr 2020 vollständig die Fähigkeiten zum Führen, Überwachen, Prüfen und Warten von elektrifizierten Zügen und sind nun in der Lage, solche Züge selbständig zu steuern. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat wurden sie schnell zum Rückgrat der Äthiopien-Dschibuti-Bahn.


Tanzende laotische Mitarbeiterinnen an Bord des ersten grenzüberschreitenden Personenzuges auf der Fahrt von Kunming in der südwestchinesischen Provinz Yunnan in die laotische Hauptstadt Vientiane am 13. April 2023. (Foto: Xinhua/Xing Guangli)

Dejen Gezu, einer der 34 Auszubildenden, hat jetzt die Aufgabe, junge Kollegen auszubilden. „Ich kenne jeden, der derzeit in China die Ausbildung erhält, insbesondere Anketsebrhan Girma, die einzige Zugführerin, die wir haben“, sagt er.

„Nach meinem Studium in China habe ich davon geträumt, wie Gezu selbständig einen Zug zu steuern“, so Girma.

Laut Addi Zenebe, CEO der Äthiopien-Dschibuti-Standardspureisenbahngesellschaft, haben chinesische Experten während des Baus und Betriebs der Äthiopien-Dschibuti-Bahn etwa 3.000 lokale Fachkräfte in Eisenbahntechnik geschult.

„Die Philosophie und Prinzipien unserer chinesischen Hochschulen stehen im Einklang mit chinesischen Werten. Es ist nicht die Idee, jemandem Fisch zu geben, sondern jemandem beizubringen, wie man fischt“, sagt Zenebe und bezieht sich damit auf ein altes chinesisches Sprichwort.

Ein Gamechanger

Nach offiziellen Angaben war China in den letzten zehn Jahren am Bau von mehr als 6.000 Kilometern Zugstrecke, 6.000 Kilometern Straße und mehr als 80 großen Kraftwerken in Afrika beteiligt.

Die im Oktober 2016 in Betrieb genommene 752 Kilometer lange Äthiopien-Dschibuti-Bahn ist Afrikas erste elektrifizierte grenzüberschreitende Eisenbahn. Sie hat die Transportzeit für Güter von mehr als drei Tagen auf weniger als 20 Stunden verkürzt und die Kosten um mindestens ein Drittel gesenkt. Dies erleichtert die Importe und Exporte dieses Binnenlandes erheblich.

„Da Äthiopien kein Meer und keinen Hafen hat, dauerte es früher ein paar Tage, Waren von und nach Dschibuti auf der Straße zu liefern. Die Äthiopien-Dschibuti-Bahn hat Zeit und Kosten erheblich reduziert. Sie ist sozusagen das Rückgrat unseres Landes“, sagt Girma.

Im benachbarten Kenia verbindet die 480 Kilometer lange Mombasa-Nairobi-Standardspurbahn (SGR), die Mitte 2017 in Betrieb genommen wurde, die Hauptstadt des Landes mit seinem östlichen Hafen. Sie hat die Reisezeit von durchschnittlich zehn Stunden mit der hundert Jahre alten Meterspurbahn auf etwa fünf Stunden verkürzt, was den Personen- und Güterverkehr fördert.

Lawrence Pius Murithi, Leiter der Abteilung Schienenfahrzeuge der Mombasa-Nairobi-Bahn, ist stolz auf eine Karriere, die für die meisten in seiner Generation nicht möglich ist.

„Ich hatte Glück, für die Wartung von Personenzügen bei der SGR ausgewählt zu werden“, sagte der 32-jährige Absolvent des Maschinenbaus und fügte hinzu, dass er in den letzten sechs Jahren seine technischen und Managementfähigkeiten verfeinert habe. Seine finanzielle Situation habe sich dank eines anständigen Monatsgehalts verbessert, das es ihm ermöglicht habe, Land in seinem Heimatdorf zu kaufen und nebenbei ein Viehzuchtgeschäft zu betreiben.

„Die Arbeit für die SGR hat mein Leben verbessert und ich freue mich darauf, mich weiterzubilden, um im Top-Management des Unternehmens tätig zu sein“, sagt Murithi.


Der chinesische Ausbilder Jiang Liping (rechts) und Auszubildender Horace Owiti neben einem Zug der Mombasa-Nairobi-Bahn im kenianischen Nairobi am 23. Mai 2023. (Foto: Xinhua/Wang Guansen)

In Laos, dem einzigen Binnenstaat Südostasiens, hat die 1.035 Kilometer lange China-Laos-Bahn dazu beigetragen, dass das Land zu einem Verkehrsknotenpunkt auf der indochinesischen Halbinsel geworden ist. Die Strecke, die auf dem laotischen Abschnitt für 160 Kilometer pro Stunde ausgelegt ist, verbindet die laotische Hauptstadt Vientiane mit der südwestlichen chinesischen Provinz Yunnan. „Freunde in meiner Heimatstadt haben mir gesagt, dass das Reisen bequemer geworden ist. Früher hat es zehn Stunden von meiner Heimatstadt nach Vientiane gedauert, aber jetzt sind es mit der Bahn nur noch drei Stunden“, sagt Sida, die Zuginspektorin.

152 Länder und 32 internationale Organisationen haben im Rahmen der 2013 vorgeschlagenen „Belt and Road“-Initiative (BRI) Kooperationsdokumente mit China unterzeichnet.

Im vergangenen Jahrzehnt sind im Rahmen der BRI-Zusammenarbeit weltweit mehr als 421.000 lokale Arbeitsplätze entstanden. Einem Bericht der Weltbank zufolge könnten BRI-Projekte dazu beitragen, bis 2030 weltweit 7,6 Millionen Menschen aus extremer Armut und 32 Millionen aus mäßiger Armut zu befreien.

„Die BRI ist eine großartige Initiative“, sagt Sida, „und ich denke, die China-Laos-Bahn ist nur der Anfangspunkt (in der Region). Sie wird in Zukunft mehr Länder verbinden und es uns ermöglichen, leichter ins Ausland zu reisen.“