Foto von Lars Anke
Das dritte „Belt and Road“-Forum für internationale Zusammenarbeit findet vom 17. bis 18. Oktober in Beijing statt und steht unter dem Thema „Aufbau der ‚Belt and Road‘ in hoher Qualität und Zusammenarbeit für gemeinsame Entwicklung und Wohlstand“. Vor diesem Hintergrund wurde Lars Anke, Generalbevollmächtigter für die Region Asien-Pazifik der Hamburger Hafen und Logistik AG, von People's Daily Online interviewt.
Wie lange sind Sie schon in China? Was ist das Offensichtlichste, das sich in China im Laufe der Jahre verändert hat?
China kenne ich bereits seit Ende der 90er Jahre. Permanent im Land bin ich seit 2006, mit einer kurzen Unterbrechung von 2019 bis 2020. In der Tat hat sich China in diesen über 20 Jahren, in denen ich mich mit dem Land beschäftige sehr grundlegend verändert. Gab es damals noch überwiegend Technik, Verfahrensweisen und Entwicklungsstrategien die China von Deutschland und Europa lernen konnte, so hat sich hier mittlerweile ein Entwicklungsniveau auf Augenhöhe herausgebildet, in dem beide Seiten von den jeweils anderen Erfahrungen profitieren können. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn wir etwa Investitionsströme betrachten. War China über lange Jahre wichtiges Ziel europäischer Investitionen sind es heute chinesische Unternehmen die substanziell in Europa investieren. Diese Entwicklung wurde begleitet von einer Öffnung und starken internationalen Ausrichtung Chinas, internationalen Austauschen und Kontakten auf vielen Ebenen, die das gegenseitige Verständnis förderten. Dies hat den Horizont auf allen Seiten erweitert und ist eine wichtige Voraussetzung, gemeinsam die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
Sie haben 2017 den „Shanghai Magnolia Memorial Award“ gewonnen. Wie fühlen Sie sich dabei?
Ich fühle Dankbarkeit, einen kleinen Beitrag zum besseren Verständnis und zur Stärkung der Beziehungen Hamburgs und Deutschlands mit China leisten zu dürfen. Die Verleihung des Magnolia Awards betrachte ich in diesem Kontext vor allem als Anerkennung für alle Partner und Beteiligten auf beiden Seiten. In diesen herausfordernden Zeiten ist es entscheidend, Gemeinsamkeiten zu stärken, ebenso wie unterschiedliche Sichtweisen offen anzusprechen und zu diskutieren.
Hamburg verbindet eine langjährige Freundschaft mit Shanghai. Mit der „Belt and Road“-Initiative und dem China-Europa-Linienzug werden die Beziehungen Hamburgs zu China noch enger. Was halten Sie von der „Belt and Road“-Initiative? Was sind die positiven Auswirkungen der „Belt and Road“-Initiative für den Hamburger Hafen, Deutschland und den globalen Handel?
Effiziente und nachhaltige Logistik ist Grundlage und Motor der Globalisierung, die in den vergangenen Jahrzehnten zu einem enormen Anstieg des Wohlstandes in weiten Teilen der Welt geführt hat. Und in diesem Sinne ist Logistik auch ein wahrhaft globales Geschäft. Hamburg und der Hamburger Hafen haben hier eine jahrhundertelange Tradition. Dass China als eine der führenden Handelsmächte ebenfalls global in der Hafen- und Schienenlogistik agiert ist eine natürliche Entwicklung, die viele Chancen beinhaltet. Logistik muss global gedacht werden, und in diesem Kontext ist Kooperation auf Augenhöhe etwas, das Win-win-Effekte für alle Seiten beinhaltet. Sichere und effiziente Lieferketten sind entscheidend für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung weltweit.
Foto von Lars Anke
China ist seit sieben Jahren in Folge der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit und den Austausch zwischen China und Deutschland in den letzten Jahren? In welche Richtung sollte die Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland in Zukunft vertieft werden? Wie kann die „Belt and Road“-Initiative der bilateralen Entwicklung zugutekommen?
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China sind eng, dies wird unter anderem auch dadurch deutlich, dass mehr als ein Drittel des Warenverkehrs im Hamburger Hafen aus dem Handel mit China stammt. Beide Länder ergänzen sich wirtschaftlich in vielen Bereichen und können viel voneinander lernen. Dies ist insbesondere in Bereichen wichtig, in denen wir vor globalen Herausforderungen stehen, etwa dem Umgang mit dem Klimawandel. Hier gibt es große Kooperationspotenziale etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Die internationale Arbeitsteilung hat enorme Wohlstandszuwächse ermöglicht und auch in Zukunft liegen hier große Potenziale. Selbstverständlich gibt es auch Bereiche in denen unsere Unternehmen in Konkurrenz zueinander stehen. Aber genau diese Art von Konkurrenz auf Augenhöhe und einem Level Playing Field ist Motor von Innovation und Entwicklung. Die zurückliegenden drei Jahre haben selbstverständlich auch gezeigt, dass die Resilienz von Volkswirtschaften und Lieferketten große Bedeutung hat. Hier eine ausgewogene und für alle Seiten vorteilhafte Balance zu finden, ist ein Prozess den wir gemeinsam bestreiten.
Können Sie uns erklären, wie die HHLA in Zukunft weiter in die „Belt and Road“-Initiative und die Kooperation bei der Güterzugverbindung zwischen China und Europa eingebunden werden soll?
Die HHLA ist einer der führenden Logistikdienstleister Europas. Mit unseren Terminals in Hamburg, Tallinn, Triest und Odessa und dem Netzwerk unserer Bahntocher Metrans mit 21 Inlandsterminals erschließen wir die europäischen Märkte und das Hinterland und sind wichtiger Bestandteil der europäischen Lieferketten. Chinas Bedeutung als Absatz- und Beschaffungsmarkt für Europa ist ungebrochen und die HHLA arbeitet eng mit ihren chinesischen Kunden und Partnern, um die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, dass die Warenströme reibungslos, effizient und nachhaltig funktionieren. Hierbei ist etwa die Minderheitsbeteiligung von COSCO am Containerterminal Tollerort in Hamburg ein Beispiel, die Hamburgs Position als Hub für chinesische Waren in der Nordrange festigt. Ebenso hat sich in den letzten Jahren das Potenzial der Eisenbahnverkehre zwischen China und Europa gezeigt, in denen unsere Tochter Metrans eine wichtige Rolle in den europäischen Netzen spielt.