Von Gu Yutong, Jiaxing
Am 22. Oktober fand im Jiaxing International Convention and Exhibition Centre der 7. deutsch-chinesische Automobilkongress (Jiaxing) und eine Industrieausstellung statt. Während des Kongresses hat People’s Daily Online Stefan Schweitzer, Geschäftsführer des saarland.innovation&standort e. V. (saaris), Wirtschaftsförderungsagentur im und für das Saarland, interviewt.
Stefan Schweitzer, Geschäftsführer des saarland.innovation&standort e. V. (saaris). (Foto von Liu Dong/ People's Daily Online)
Schweitzer, sei anlässlich des deutsch-chinesischen Automobilkongresses (Jiaxing) zum dritten Mal in China und freue sich, nach der Pandemie wieder mit chinesischen Partnern persönlich in Kontakt zu kommen. Die Besuche in China verschaffen ihm einen „vertieften Einblick sowohl in die lange und große Geschichte der chinesischen Nation als auch auf die beeindruckende Entwicklung Chinas in der Gegenwart“. Er findet, dass China und Deutschland viele Gemeinsamkeiten haben: „China weiß um seine Geschichte und hat aus seiner Geschichte seine Lehren für Gegenwart und Zukunft gezogen und setzt diese sehr konsequent um. Hierin ähneln sich unsere Länder. Auch Deutschland hat seine Erfahrungen mit der eigenen Geschichte ausgewertet und Konsequenzen daraus gezogen. Das macht beide Nationen zu „erwachsenen“ und gereiften Partnern, die sich – trotz der Größenunterschiede – auf Augenhöhe begegnen.“
Nach der Bedeutung von Innovation in der chinesischen und deutschen Automobilindustrie befragt, sagt Schweitzer, dass die Automobilindustrie mitten in ihrem größten Umbruch seit Beginn der Motorisierung stünde. Insbesondere die Elektromobilität, Smartphonisierung und Veränderung in der Produktion seien gigantische und gleichzeitig laufende Transformationsprozesse. Seiner Meinung nach, „kann diese Mega-Transformation nur gemeinsam und grenzüberschreitend Erfolg haben“.
Zum Unternehmen SVOLT, das 2020 für rund 2 Milliarden Euro im Saarland sein europäisches Werk für Batteriemodule und -packs gebaut hat, sagt Schweitzer: „Wir unterstützen diese Entscheidung mit aller Kraft und auf allen Ebenen im Saarland. Das wird ein Erfolg für SVOLT, es stärkt die Batterieproduktion in Europa und ist ein Gewinn für den Automotiv-Standort Saarland. Denn im Saarland, in einem kleinen Land, finden sich fast 300 Automotive-Zulieferer auf engstem Raum, dazu ein Dutzend Forschungsinstitute zum Thema Automotive.“ Zur Tatsache, dass chinesische Unternehmen Anlagen im Saarland errichten, sagte Schweitzer, dass SVOLT nicht der erste chinesische Investor im Saarland sei. Viele mittelständische Zulieferer hätten chinesische Investoren, Kooperationspartner, Kunden oder sogar Niederlassungen in China. „Alles sind Erfolgskooperationen, die teilweise seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten und mit denen wir nur positive Erfahrungen gemacht haben“, so Schweitzer.
Auf die Frage, was die Vertiefung der Zusammenarbeit mit China seiner Meinung nach für das Saarland und Deutschland bedeute, sagt Schweitzer: „Deutschland und China betreiben weltweit Handel in alle Himmelsrichtungen und das ist gut und richtig so. Die 50-jährige Zusammenarbeit im Automotiv-Sektor zwischen den beiden ist jedoch ein einzigartiges Juwel, das es in dieser Form nicht ein zweites Mal auf der Welt gibt. Es ist eine gegenseitige Erfolgsstory, die wir gemeinsam und sorgsam pflegen sollten, ganz unabhängig davon, welche Herausforderungen oder Tagesmeldung in anderen Bereichen Schlagzeilen machen.“
Während seiner China-Reise hat Schweitzer mehrere Städte und chinesische Automobilunternehmen besucht. Zum aktuellen Entwicklungsstand der chinesischen Automobilindustrie meint Schweitzer, dass China derzeit Weltmeister in Sachen Elektromobilität und Smartphone-Komptabilität von Fahrzeugen sei. China und das Saarland, China und Deutschland würden aus folgendem Grund gut zusammen passen: „Wir im Saarland nennen uns Strukturwandelweltmeister, weil wir in den letzten 150 Jahren große Umbrüche gemeistert haben: das Ende der Kohleförderung, die Spezialisierung der Stahlproduktion und jetzt die Neuerfindung von Mobilität. Aber im Unterschied zu früher, als deutsche Automobilkonzerne und Zulieferer die Entwicklung des Auto-Sektors in China mit aufgebaut haben, agieren wir heute auf Augenhöhe und lernen gegenseitig voneinander. Mit diesem Grundverständnis werden wir auch gemeinsam Erfolg haben, bei allen Unterschieden zwischen den Ländern, die bleiben.“
Schweitzer, der das erste Mal am deutsch-chinesischen Automobilkongress teilnahm, dankte der CIIPA (China International Investment Promotion Agency) Beijing, dem Frankfurter Büro der CIIPA sowie den regionalen Partnern in Changchun, Zhengzhou und Jiaxing für das interessante Programm und viele bereichernde Begegnungen.