Die chinesische Wirtschaft hat ihre Erholungsdynamik beibehalten und sowohl im dritten Quartal als auch im Gesamtzeitraum der ersten drei Quartale dieses Jahres solide Fortschritte bei der hochwertigen Entwicklung gemacht, wie offizielle Daten von Mitte Oktober zeigten.
In den ersten drei Quartalen 2023 sei das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,2 Prozent auf 91,3 Billionen Yuan gewachsen, wie das Staatliche Amt für Statistik (NBS) am 18. Oktober mitteilte. Das BIP-Wachstum lag im dritten Quartal bei 4,9 Prozent, 1,3 Prozent mehr als im zweiten Quartal.
Dieses Ergebnis belegt die Wirksamkeit der wachstumsfördernden Maßnahmen der Regierung, die sich in einer Verbesserung mehrerer makroökonomischer Indikatoren wie dem Konsum niedergeschlagen haben, wobei die Daten für September eine besonders offensichtliche Erholungsdynamik aufwiesen.
Dies zeigt, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt trotz des anhaltenden Gegenwinds aus dem In- und Ausland weiter an Fahrt gewinnt. Damit wurde eine solide Grundlage für die Verwirklichung des jährlichen BIP-Wachstumsziels von rund 5 Prozent geschaffen.
Daten aus diversen Sektoren zeigen Aufwärtstrend
Vor allem der Konsum hat sich inzwischen zur Hauptstütze der chinesischen Wirtschaftserholung entwickelt. Dieser Sektor hat 83,2 Prozent zum BIP-Wachstum in den ersten drei Quartalen 2023 beigetragen. Die Einzelhandelsumsätze des Landes mit Konsumgütern stiegen in diesem Zeitraum um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im September verzeichnete dieser Indikator mit einem Anstieg von 0,9 Prozentpunkten gegenüber August den zweiten monatlichen Anstieg in Folge. Der Reiseboom während der Ferien zum Mondfest und Nationalfeiertag (29.09.-06.10.) weist überdies auf die steigende Konsumbereitschaft der chinesischen Verbraucher hin.
Der chinesische Immobiliensektor zeigt nach einer Reihe von unterstützenden Maßnahmen erste Anzeichen einer Erholung. Statistiken deuten auf eine Wiederbelebung bei den Immobilientransaktionen in den Großstädten hin. Für September zeigt sich ein monatlicher Zuwachs von über 100 Milliarden Yuan bei Immobilienentwicklungskrediten und individuellen Hypotheken.
Ein weiteres Anzeichen für die Erholungsdynamik ist der steigende Stromverbrauch in China im September, der gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent auf 781,1 Milliarden Kilowattstunden anstieg und damit deutlich über dem durchschnittlichen Wachstum von 5,6 Prozent in den ersten drei Quartalen lag.
Das Außenhandelsvolumen erreichte im September 3,74 Billionen Yuan (rund 521 Milliarden US-Dollar), verzeichnete damit den zweiten Monat in Folge ein Wachstum gegenüber dem Vormonat und einen neuen monatlichen Höchststand in diesem Jahr, wie die Allgemeine Zollverwaltung (GAC) mitteilte. Besonders bemerkenswert ist es, dass sich Chinas Handel in den ersten drei Quartalen mit den Teilnehmerländern der Neuen Straßeninitiative (BRI) auf ein Volumen von 14,32 Billionen Yuan (1,96 Billionen US-Dollar) belief, was einem Anstieg von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und 46,5 Prozent des gesamten Außenhandelswertes des Landes ausmacht.
Neue Impulse der Exporte setzen sich durch: China hat in den ersten neun Monaten des Jahres fast 3,4 Millionen Fahrzeuge exportiert, 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat China in der ersten Jahreshälfte Japan als weltgrößten Fahrzeugexporteur abgelöst. Auch bei grünen Produkten wie Solarbatterien, Lithium-Ionen-Batterien und Elektrofahrzeugen verzeichnete China in den ersten Quartalen einen Exportanstieg von 41,7 Prozent.
Expertenprognosen werden optimistischer
In jüngster Zeit haben viele internationale Finanzinstitute, darunter J.P. Morgan, Citibank und ANZ Bank, ihre Prognosen für das chinesische BIP-Wachstum für das Gesamtjahr aufgrund der zunehmend optimistischen Daten angehoben.
Die chinesische Wirtschaft werde im vierten Quartal eine positive Erholungsdynamik beibehalten, da die Wirtschaftsdaten für das dritte Quartal die Erwartungen übertroffen hätten, sagte beispielsweise Zhu Haibin, Chefökonom für China bei J.P. Morgan. Die Bank korrigierte kurz nach der Veröffentlichung dieser Wirtschaftsdaten ihre Prognose für das chinesische BIP-Wachstum im Jahr 2023 von 5 Prozent auf 5,2 Prozent nach oben.
Er wies darauf hin, dass die Sparquote der ländlichen Haushalte im dritten Quartal deutlich gesunken sei, was darauf hindeute, dass sich die Einkommenserwartungen der ländlichen Wanderarbeiter angesichts der Erholungen im verarbeitenden Gewerbe und im Bausektor verbessert hätten. Dies werde in der Folge den Konsum ankurbeln.
Der Experte fügte hinzu, dass sich Chinas Exporte als sehr widerstandsfähig erwiesen hätten: „Einerseits hat die Diversifizierung der Exportziele zur Stabilisierung des Außenhandels beigetragen. Andererseits sind die Exporte von Autos rapide gestiegen, und auch die Exporte elektronischer Produkte haben sich schnell erholt.“
Im Handels- und Entwicklungsbericht 2023, der Anfang des Monats von der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung veröffentlicht wurde, heißt es, dass Chinas Wirtschaft in diesem Jahr mehr als zehnmal so schnell wachsen wird wie die der Eurozone. Damit leistet das Land weiterhin einen wichtigen Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum.
„Wir sind sehr zuversichtlich, das jährliche Wirtschaftswachstumsziel zu erreichen“, sagte der stellvertretende Leiter des NBS, Sheng Laiyun, auf der Pressekonferenz Mitte Oktober und verwies dabei auf die Erholungsdynamik der Wirtschaft, die allmähliche Wirkung der unterstützenden Maßnahmen und die relativ niedrige Vergleichsbasis des letzten vierten Quartals.
Um das Wachstumsziel zu erreichen, brauche das chinesische BIP im vierten Quartal nur ein Plus von 4,4 Prozent, so Sheng weiter.
Der chinesische Makroökonom Pan Jiancheng äußerte sich ebenfalls optimistisch über Chinas Wachstum im vierten Quartal. Die chinesische Regierung habe seit August eine Reihe von wachstumsfördernden Maßnahmen ergriffen und diese würden sich nun langsam auszahlen, da die verbesserten Indikatoren eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung bestätigen würden, sagte Pan in einem Exklusivinterview mit Xinhua.
Mit Blick auf die Zukunft glaubt Pan, dass mehrere Faktoren die langfristige Entwicklung Chinas vorantreiben werden, darunter der riesige Inlandsmarkt, die wachsende „Talentdividende“, der fortschreitende Urbanisierungsprozess, das vollständige Industriesystem, das mutige Unternehmertum und vor allem das Festhalten an Reform und Öffnung.