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Experten erwarten BIP-Wachstumsziel von über fünf Prozent für das nächste Jahr

Dienstag, 14. November 2023 Quelle : German.people.cn

China sollte ein proaktives BIP-Wachstumsziel von über fünf Prozent im Jahr 2024 in Betracht ziehen, um das Wirtschaftswachstum wieder auf sein Potenzialniveau zu bringen, die Markterwartungen zu festigen und den Arbeitsmarkt weiter zu stabilisieren, regen führende Experten an.

Um das Ziel zu erreichen, sei eine expansive Finanzpolitik, ergänzt durch akkommodierende geldpolitische Maßnahmen, von entscheidender Bedeutung. Falls erforderlich, sei 2024 eine Defizitquote von mehr als drei Prozent des BIP akzeptabel, urteilen sie.

Yu Yongding, Mitglied der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, erklärte in einem Exklusivinterview mit China Daily, dass es für das Land notwendig sei, das BIP-Wachstumsziel für das nächste Jahr auf eine Rate festzulegen, die das diesjährige Wachstum übersteigt, solange die Inflation gedämpft bleibt.

„Wenn man davon ausgeht, dass Chinas Wirtschaft in diesem Jahr um fünf Prozent wächst, sollte das Ziel für 2024 sicherlich über fünf Prozent liegen“, erklärte Yu. Die Festlegung eines proaktiven Wachstumsziels würde verschiedene Sektoren motivieren, ihr volles Potenzial zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung zu entfalten, erörterte der Experte.

Das BIP-Wachstum des Landes erreichte in den ersten drei Quartalen 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für das Gesamtjahr dank der wieder erholenden Inlandsnachfrage eine Wachstumsrate von 5,4 Prozent. Allerdings warnt der IWF, dass sich das Wachstum im Jahr 2024 aufgrund der Schwäche des Immobilienmarktes und der gedämpften Auslandsnachfrage verlangsamen könnte.

Nun konzentriert sich die Aufmerksamkeit darauf, welche Empfehlungen die jährliche Zentrale Wirtschaftskonferenz, die normalerweise Mitte Dezember stattfindet, für die makroökonomische Politik im Jahr 2024 geben wird.

Als Zeichen dafür, dass die politischen Entscheidungsträger den Weg für ein solides Wachstum im Jahr 2024 ebnen wollen, genehmigte Chinas oberste Legislative Ende Oktober die Emission zusätzlicher Staatsanleihen im Wert von einer Billion Yuan (137,1 Mrd. USD), wodurch die diesjährige Defizitquote auf etwa 3,8 Prozent des BIP anstieg.

Es wäre sinnvoll, die Defizitquote im nächsten Jahr gegebenenfalls auf über drei Prozent zu setzen, um das Ziel des Wirtschaftswachstums zu erreichen, erklärt Yu, der betont, dass eine expansive Fiskalpolitik entscheidend sei, um das Wachstum auf einem Niveau zu stabilisieren, das der potenziellen Wachstumsrate des Landes entspreche.

Die potenzielle Wachstumsrate bezieht sich auf die höchstmögliche Rate, mit der eine Volkswirtschaft bei Vollbeschäftigung wachsen kann, ohne Inflation auszulösen.

Die Geldpolitik könne eine ergänzende Rolle spielen, z. B. durch Maßnahmen zum Ausgleich des Zinsanstiegs aufgrund der Ausgabe zusätzlicher Staatsanleihen, erörtert Yu, ehemaliges Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der People's Bank of China, der Zentralbank des Landes.

Da sich die Emission von Staatsanleihen beschleunigt hat, teilte die Zentralbank am Montag mit, dass sich die gesamte Sozialfinanzierung des Landes – der Gesamtbetrag der Finanzierungen für die Realwirtschaft – im Oktober 1,85 Billionen Yuan belief und damit um 910,8 Milliarden Yuan höher war als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der Gouverneur der PBOC, Pan Gongsheng, erklärte auf einem Forum in der vergangenen Woche, dass die Zentralbank verschiedene Instrumente einsetzen werde, um eine angemessene Liquidität aufrechtzuerhalten und die Finanzierungskosten für die Realwirtschaft zu senken, während sie gleichzeitig die allgemeine Stabilität dieser Finanzierungskosten aufrechterhalte.

Auch Li Xiaochao, ehemaliger stellvertretender Leiter des Nationalen Statistikamtes, spricht sich für ein höheres BIP-Wachstumsziel aus. Es sei angemessen, sich für das nächste Jahr auf 5,5 Prozent festzulegen, erklärte er.

"Ein schnelleres Wachstum ist notwendig, um die Erwartungen der Unternehmen und Haushalte zu festigen“, betonte Li, der die derzeit gedämpfte Stimmung auf das langsamere Wirtschaftswachstum der letzten Jahre zurückführt, das zu einem lauen Anstieg der Unternehmensgewinne und der Haushaltseinkommen führte.

In einem vom „Center for City and Competitiveness“ der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften veröffentlichten Artikel wies Li darauf hin, dass im nächsten Jahr schätzungsweise 11,87 Millionen Hochschulabsolventen ihren Abschluss machen werden, was einen neuen Rekordwert bedeute. Dies werde auch eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums erforderlich machen, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können, erörterte er.

Gleichwohl gibt es andere Experten, die vorsichtiger sind und glauben, dass ein Ziel von etwa fünf Prozent, das dem diesjährigen entspricht, im Jahr 2024 eher erreichbar und angemessen wäre.

So erklärte etwa Feng Jianlin, Chefökonom bei Beijing FOST Economic Consulting, er erwarte, dass China das BIP-Wachstumsziel für das nächste Jahr auf etwa fünf Prozent festlegen werde, gestützt durch umfangreiche politische Unterstützung für den Immobiliensektor, Investitionen in das verarbeitende Gewerbe und Infrastrukturinvestitionen.