Kürzlich hat die internationale Rating-Agentur Moody’s die Prognose für Chinas Kreditwürdigkeit gesenkt. Laut chinesischen Behörden werde dadurch das Wachstumspotenzial der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ignoriert, während die finanziellen Risiken übertrieben dargestellt würden.
Das Containerterminal Yangpu in der Wirtschaftsentwicklungszone Yangpu in der Inselprovinz Hainan (Archivbild von Xinhua/ Pu Xiaoxu)
Die Senkung der Prognose für Chinas Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agentur Moody's sei ungerechtfertigt und falsch, da der Schritt das solide Wachstumspotenzial der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ignoriere und die finanziellen Risiken, mit denen sie konfrontiert ist, übertrieben darstelle, kritisierten Regierungsvertreter und Experten am Dienstag.
Das chinesische Finanzministerium zeigte sich „enttäuscht“ über die Herabsetzung und erklärte am Dienstag in einer Mitteilung, dass „die Bedenken von Moody's über die Aussichten des chinesischen Wirtschaftswachstums und der fiskalischen Nachhaltigkeit unberechtigt sind.“
Das Ministerium erklärte, die Auswirkungen eines Abschwungs auf dem Immobilienmarkt auf die Steuerbedingungen der lokalen Regierungen seien „kontrollierbar und strukturell“. Der Anteil der immobilienbezogenen Steuereinnahmen an den lokalen Steuereinnahmen sei nicht wesentlich gesunken, und der Umfang der impliziten Verschuldung der Kommunalverwaltungen habe sich verringert und die entsprechenden Risiken gemildert.
„Neue Wachstumstreiber der chinesischen Wirtschaft spielen ihre wichtige Rolle, und China ist in der Lage, die Reformen kontinuierlich zu vertiefen, um Risiken und Herausforderungen zu bewältigen“, betonte das Ministerium und fügte hinzu, dass sich die Wirtschaft im vierten Quartal weiter erholen und in diesem Jahr mehr als 30 Prozent zum globalen Wachstum beitragen werde – basierend auf der Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die Erklärung erfolgte, nachdem Moody's am Dienstag zwar Chinas langfristiges A1-Rating für Emittenten in Lokal- und Fremdwährungen bestätigte, aber den Ausblick für Chinas Staatskreditratings von „stabil“ auf „negativ“ änderte und dabei als Begründung das geringere mittelfristige Wirtschaftswachstum und den anhaltenden Abbau des Immobiliensektors anführte.
In einem Bericht von Moody's heißt es dazu, dass die Regierung finanziell angeschlagene Lokalregierungen und staatliche Unternehmen unterstützen würde, was angeblich ein großes Risiko für Chinas fiskalische, wirtschaftliche und institutionelle Stärke darstelle. „Das Verständnis der Rating-Agentur für die Funktionsweise der chinesischen Wirtschaft und der chinesischen Regierung ist nicht tiefgreifend genug und spiegelt nicht die Realität wider“, machte Feng Qiaobin, stellvertretender Direktor für makroökonomische Forschung am Development Research Center des chinesischen Staatsrats, klar. Die Agentur habe es insbesondere versäumt, die jüngste politische Unterstützung des Landes für den Immobilienmarkt und die zu erwartenden Auswirkungen zu berücksichtigen. „China hat Anpassungen in der Immobilien-, Finanz- und Anleihepolitik vorgenommen... S&P Global Ratings hat in seinem jüngsten Bericht festgestellt, dass ein Tiefpunkt für Chinas Bauträger in Sicht ist.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Ratingergebnisse von Moody's angezweifelt werden. Auch US-Finanzministerin Janet Yellen widersprach kürzlich der Herabstufung des Kreditausblicks für die USA durch Moody's. Moody's hat Chinas Emittenten-Ratings in Landes- und Fremdwährung zuletzt 2017 von Aa3 auf A1 gesenkt.
Li Ruoyu, Forscher am Staatlichen Informationszentrum, bemängelte, dass die Herabstufung des Ausblicks durch Moody's nicht überzeugend sei, da sie das chinesische Wirtschaftswachstum sowohl kurz- als auch mittelfristig unterschätze.
Moody's geht zum Beispiel davon aus, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im nächsten Jahr um nur 4 Prozent wachsen wird, was unter der Prognose des IWF von 4,6 Prozent liegt. Während Moody's vorhersagt, dass Chinas Wirtschaft im Jahr 2025 um 4 Prozent und von 2026 bis 2030 um durchschnittlich 3,8 Prozent wachsen wird, zeigen Schätzungen verschiedener anderer Institutionen, dass Chinas potenzielles Wirtschaftswachstum von 2025 bis 2030 zwischen 4 und 5 Prozent liegt.