Deutschland hat ein wachsendes Interesse an der Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Südostasien gezeigt. Entscheidend ist, dass diese Zusammenarbeit auf gegenseitigem Nutzen und Win-win-Ergebnissen beruht und nicht von politischen Agenden bestimmt wird, die zu einer Aufspaltung der mit China verbundenen Liefer- und Industrieketten führen könnten.
Bundeskanzler Olaf Scholz traf sich in der vergangenen Woche mit den Staats- und Regierungschefs Malaysias, der Philippinen und Thailands. Einige deutsche Medien behaupteten, die deutsche Regierung wolle ihre Handelsbeziehungen in Asien diversifizieren und in der Folge weniger abhängig von China werden. So veröffentlichte die chinesische Website der Deutschen Welle (DW) am Freitag einen Artikel mit der Überschrift „Scholz's speed dates: Auf der Suche nach südostasiatischen Partnern als Ersatz für China?"
Während Themen wie „Südostasien als Ersatz für China“ angesichts des Strebens mancher westlicher Politiker nach so genanntem De-Risking Aufmerksamkeit erregen mögen, ist es unverantwortlich, ein solches Thema hochzuspielen, wenn es in Wahrheit jeder praktischen Grundlage entbehrt.
Jeder, der mit den Handelsdaten zwischen China und Deutschland vertraut ist, wird verstehen, wie weit hergeholt das Thema ist. Trotz diverser geopolitischer Gegenwinde in den letzten Jahren bleibt China Deutschlands wichtigster Handelspartner, und der bilaterale Handel übersteigt bei weitem den deutschen Handel mit den drei südostasiatischen Ländern.
Im Jahr 2023 beläuft sich der deutsche Warenhandel mit den drei südostasiatischen Ländern auf lediglich 38 Milliarden Euro (41,4 Milliarden US-Dollar), während der bilaterale Handel zwischen China und Deutschland im vorletzten und letzten Jahr 299 Milliarden Euro bzw. 253 Milliarden Euro erreichte.
Die asiatische Industriekette ist lückenlos, da alle Länder der Region voneinander abhängig sind und sich gegenseitig in ihrer Entwicklung fördern. China und Südostasien unterhalten seit langem eine für beide Seiten vorteilhafte Beziehung, und beide Seiten sind gewillt, die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit auf eine höhere Ebene zu heben. Mit der Umsetzung der Neuen Seidenstraßeninitiative (BRI) und der Regionalen Umfassenden Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) wird erwartet, dass die Industrieketten in China und ASEAN noch weiter integriert werden.
Während des Aufstiegs der asiatischen Volkswirtschaften sollte der Schwerpunkt stets darauf liegen, den Raum für die Zusammenarbeit zu erweitern und die Integration zu fördern, anstatt engstirnige Verdrängungsbestrebungen zu verfolgen, die nur zu bösartigem Wettbewerb und mehr Konflikten führen würden. Kein Land kann ein anderes in der globalen Industriekette vollständig ersetzen.
Es ist eine positive Entwicklung, wenn Deutschland sich wirklich für eine verstärkte Zusammenarbeit mit den südostasiatischen Ländern einsetzt. Diese Zusammenarbeit kann aber lediglich als Sprungbrett und nicht als Ersatz für die Partnerschaft Deutschlands mit China dienen, wodurch sich möglicherweise mehr Möglichkeiten und Perspektiven für den Wohlstand und die Entwicklung in Asien eröffnen. Es wäre allerdings selbst zerstörerisch, wenn man darauf abzielt, einen Keil zwischen China und ASEAN zu treiben.