Der Automobilsektor verlagert sich zunehmend in Richtung Elektrifizierung. Dass sich globale Automobilhersteller wie Volkswagen und Stellantis an chinesische Elektrofahrzeug-Unternehmen wenden, um ihre Wettbewerbschancen zu stärken, unterstreicht, dass die Popularität chinesischer Elektrofahrzeuge sowohl in China als auch auf den Märkten im Ausland auf ihrem Know-how beruht und nicht auf Überkapazitäten oder Subventionen, wie es die Europäische Union unterstellt.
Volkswagen gab am Mittwoch bekannt, dass es gemeinsam mit dem chinesischen Startup Xpeng eine elektronische Architektur entwickelt, um seine Wettbewerbschancen auf dem hitzigen chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge zu verbessern.
Die Architektur, die ab 2026 verfügbar sein wird, soll für einen zügigen Ausbau der digitalen Services in den China-spezifischen Fahrzeugen der Marke Volkswagen sorgen und so die Attraktivität der Produkte des deutschen Automobilherstellers steigern.
Derzeit werden in China vor allem Modelle von lokalen chinesischen Autobauern für Neue Energie-Fahrzeuge (New Energy Verhicle, NEV) wie BYD sowie von Start-ups wie Nio und Xpeng angeboten.
Ralf Brandstätter, Mitglied des Vorstands von Volkswagen für China, erklärte: „Diese Partnerschaft steigert die Effizienz, optimiert die Kostenstrukturen und beschleunigt die Entwicklung.“
Eine „hohe Kosteneffizienz und ein schnelles Entwicklungstempo“ seien „entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit im dynamischen Marktumfeld Chinas“, betonte der Volkswagen-Manager.
Die Ankündigung zur Zusammenarbeit mit Xpeng folgt auf eine Volkswagen-Investition von 2,5 Milliarden Euro in China Anfang dieses Monats.
Die Investition werde in den Ausbau des Produktions- und Innovationszentrums in Hefei in der Provinz Anhui fließen, teilte Volkswagen mit.
Das neue Produktions- und Entwicklungszentrum in Hefei werde Technologien künftig rund 30 Prozent schneller auf den Markt bringen, erklärte Brandstätter.
„Diese zusätzliche Investition in den Standort unterstreicht unseren Anspruch, unsere lokale Innovationskraft zügig auszubauen.“
Die Investition soll auch in die Vorbereitung der Produktion von zwei Modellen fließen, die gemeinsam mit Xpeng als Teil einer Vereinbarung, die die beiden Unternehmen im Jahr 2023 unterzeichnet haben, entwickelt werden.
Das erste Modell wird ein Mittelklasse-SUV sein, dessen Produktion 2026 bei Volkswagen Anhui, einem der jüngsten chinesischen Joint Ventures des Autobauers, beginnen soll.
Ebenfalls letzte Woche teilte Yin Tongyue, Vorsitzender des chinesischen Partners Chery von Jaguar Land Rover, mit, dass zwei europäische Premiummarken Interesse an der Elektrofahrzeugplattform des Autoherstellers zeigen.
„Ein Hersteller wird den Vertrag bald unterzeichnen, der andere ist in Gesprächen mit uns“, kündigte Yin an.
Bei den beiden europäischen Marken dürfte es sich um Maserati und Alfa Romeo handeln, berichtete National Business Daily.
Analysten erörtern, es sei kostengünstiger und schneller, EV-Plattformen von chinesischen Autoherstellern zu kaufen, die in diesem Sektor führend sind, als sie von Grund auf neu zu entwickeln.
Die Deals und Gespräche zur Zusammenarbeit mit chinesischen Herstellern von Elektrofahrzeugen stehen in krassem Gegensatz zu den Vorwürfen der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten über Chinas Überkapazitäten im Automobilsektor.
Chinas Autoindustrie optimiere weiterhin die Technologie und die Produktionseffizienz und erziele Fortschritte bei der Elektrifizierung und der Intelligenz, die sich in einzigartige Vorteile verwandeln werden, erklärt Ma Yingying, stellvertretender Forschungsbeauftragter am Institut für Weltwirtschaft und Politik der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Die technologischen Fortschritte bei Neue Energie-Fahrzeugen, die Vorteile der Industrie und der Lieferketten sowie Innovationen und Anwendungen im Bereich der Intelligenz hätten die Position der chinesischen Automobilindustrie auf dem Weltmarkt gestärkt, urteilt Ma.
Das Interesse der globalen Automobilhersteller an Chinas EV-Technologie hat aber nicht erst in diesem Jahr begonnen. Stellantis, zu dem Marken von Peugeot und Citroen bis hin zu Maserati und Alfa Romeo gehören, hat sich bereits im vergangenen Jahr mit dem chinesischen Startup Leapmotor zusammengetan.
Stellantis beabsichtige, das innovative, kosteneffiziente EV-Ökosystem von Leapmotor in China zu nutzen, um seine Elektrifizierungsziele zu erreichen, erklärte das Unternehmen. Das gebe beiden Seiten die Möglichkeit, vorteilhafte Synergien zu erkunden.
Der europäische Autoriese will in den nächsten zehn Jahren mehr als 50 Milliarden Euro in die Elektrifizierung investieren, bis 2030 sollen alle seine Pkw-Verkäufe in Europa und 50 Prozent in den USA Elektrogfahrzeuge sein.
Leapmotor war weltweit eines der ersten Unternehmen, das die Cell-to-Chassis-Technologie in großem Maßstab implementiert hat. Seine zentral gesteuerte neue elektrische und elektronische Architektur erreicht eine nahtlose und effiziente Verbindung mit den Kernkomponenten intelligenter Elektrofahrzeuge.
Toyota, der umsatzstärkste Autobauer der Welt, hat seine Geschäftskampagne in China von „für China“ auf „mit China“ umgestellt.
Auf der Beijinger Automesse, die am Donnerstag beginnen soll, werde das Unternehmen Partnerschaften mit großen chinesischen Technologieunternehmen bekannt geben, kündigte der japanische Autobauer an.
Berichte zufolge werde sich Toyota vermutlich mit Huawei und dem chinesischen Start-up Momenta zusammenschließt, um deren fortschrittliche Fahrassistenzlösungen zu übernehmen, die bei Neuwagen in China üblich sind.
Toyota verwendet bereits Huawei-Technologie in seiner neuen Camry-Limousine, die in China erhältlich ist, einschließlich des Betriebssystems, das das Unternehmen gemeinsam mit dem chinesischen Technologieriesen entwickelt hat.