Goldman Sachs, ein weltweit tätiges Investmentbanking-, Wertpapier- und Anlageverwaltungsunternehmen, sieht bei den Bewertungen der chinesischen A-Aktien ein zweistelliges Wachstumspotenzial, nachdem das Land kürzlich neun Maßnahmen zur Förderung einer qualitativ hochwertigen Entwicklung des Kapitalmarkts verabschiedet hat.
Ohne einen Zeitrahmen zu nennen, prognostizierten die Analysten von Goldman Sachs am Dienstag bestimmte positive Szenarien für den Markt für Chinas A-Aktien. Unter Berufung auf das durch die Politik bedingte Aufwärtspotenzial sowie auf andere positive Faktoren wie das sich stabilisierende Wirtschaftswachstum und die attraktiven aktuellen Bewertungen erklärte die Investmentbank, sie bleibe bei ihrer Übergewichtung (d.h. dass eine Aktie oder ein Wertpapier im Depot übergewichtet werden sollte) von A-Aktien.
Kinger Lau, Chefstratege für chinesische Aktien bei Goldman Sachs, erklärte: „Wir spüren, dass sich die Stimmung, die Risikobereitschaft und das Interesse der internationalen Anleger an den chinesischen Aktienmärkten verbessern." Dieser Trend sei zum Teil auf die besser als erwartete Wirtschaftsleistung Chinas im ersten Quartal zurückzuführen, so Lau, was Goldman Sachs dazu veranlasst habe, seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2024 für China von 4,7 Prozent auf 5 Prozent anzuheben.
Die Übergewichtung des A-Aktienmarktes durch Goldman Sachs hängt laut Lau vor allem mit dem Kauf chinesischer Aktien durch die „Nationalmannschaft" (eine Gruppe staatlicher Investoren), soliden Gewinnzahlen im vierten Quartal, einem Bewertungsniveau nahe den Tiefstständen des Zyklus und einer leichten Positionierung der Anleger weltweit zusammen.
Die vom Staatsrat am 12. April herausgegebene Richtlinie, die neun neue Maßnahmen zur Förderung einer qualitativ hochwertigen Entwicklung des Kapitalmarktes vorsieht, hat ihm zufolge einen weiteren Hoffnungsschimmer geschaffen. Die Richtlinie war bereits das dritte Dokument dieser Art, das der Staatsrat in den letzten zwei Jahrzehnten zum Kapitalmarkt des Landes herausgegeben hat. Darin wird eine stärkere Aufsicht über börsennotierte Unternehmen gefordert, u. a. in Bezug auf Bardividenden, eine strenge Regulierung des Eintritts in den Kapitalmarkt und verschärfte Vorschriften für das Delisting.
Aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht von Goldman Sachs geht hervor, dass A-Aktien um 19 Prozent steigen könnten, wenn sie den Abstand zum internationalen Durchschnitt in den Bereichen Corporate-Governance-Standards, langfristiger Anteilseignerbesitz und Aktionärsrendite, einschließlich Dividenden und Rückkäufe, verringern könnten.
In einem aggressiveren Szenario, in dem der chinesische Aktienmarkt in diesen Bereichen mit den weltweit führenden Unternehmen mithalten kann, bestehe für A-Aktien sogar ein Aufwertungspotenzial von fast 40 Prozent, was im Bericht als „Blue-Sky"-Szenario bezeichnet wird.
„Was wir damit sagen wollen, ist, dass selbst wenn sich die fundamentale makroökonomische Wachstumssituation nicht wesentlich verbessert, sondern nur die richtigen politischen Maßnahmen ergriffen werden, der Aktienmarkt immer noch eine Menge Wert freisetzen kann", so Lau.
Mit den neun Maßnahmen, die schrittweise umgesetzt werden sollen, würde das Anlagethema der Aktionärsrenditen - das sich auf Investitionen in A-Aktien-Unternehmen mit hohen Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen bezieht - besonders gute Anlagemöglichkeiten bieten, so Lau.
Eine weitere führende globale Investmentbank, UBS, hat den MSCI China Index dank der ersten Anzeichen für eine Belebung des Konsums auf die Empfehlung „übergewichten" hochgestuft.