Chinas Vorsprung in Bereichen wie Elektromobilität und Grüne Technologie sei nicht durch staatliche Subventionen entstanden. Die Industrie der zweitgrößten Volkswirtschaft zeige keine Anzeichen für sog. „Überkapazitäten“. Diese Meinungen teilen eine chinesische Expertin und ein renommierter Unternehmer aus Frankreich.
Ein Mitarbeiter von CGN New Energy Holdings inspiziert Solarmodule in einem Kraftwerk in Golmud, Provinz Qinghai. (Foto: Xinhua)
In einem Interview mit China Daily sagte Liu Xueyan, Direktorin einer wichtigen Forschungsabteilung der Chinesischen Akademie für Makroökonomische Forschung: „Chinas Vorsprung in aufstrebenden Bereichen wie den New Energie Vehicles (NEV), wird durch das Verhalten des Marktes, insbesondere durch ausreichenden Wettbewerb, und nicht durch staatliche Subventionen bestimmt […] Überkapazitäten bedeuten, dass die Produktionskapazität im Verhältnis zur Nachfrage zu groß ist. Für die aufstrebende Industrie ist die Nachfrage jedoch ungewiss.“ Weiter führte sie aus: „Wir wissen nicht, wo die Nachfrage ihren Höhepunkt erreicht, so dass es schwierig ist, Überkapazitäten auf der Grundlage der aktuellen Produktionskapazität und des Nachfrageniveaus direkt zu bestimmen.“
Anfang April hat die US-Finanzministerin Janet Yellen während ihres Besuchs in China das Thema der „Überkapazitäten“ in der chinesischen Industrie für neue Energien angesprochen. Diese Aussage wurde jedoch von vielen Seiten in Frage gestellt.
Einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge wird der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 schätzungsweise 45 Millionen Einheiten erreichen – mehr als das Dreifache des weltweiten Absatzes im Jahr 2023 und das 4,5-Fache des Absatzes im Jahr 2022.
„Der Anteil von Chinas NEV-Exporten an der gesamten NEV-Produktion ist nach wie vor deutlich geringer als der von Ländern und Regionen wie Südkorea, den Vereinigten Staaten und Europa“, sagte sie. „Und die Kapazitätsauslastungsraten in China sind angemessen.“
In der Tat konzentriere sich die westliche Berichterstattung mehr auf Chinas fortschrittliche Produktion, vor allem in den Bereichen der sauberen Energien, wie z. B. Elektrofahrzeuge. Dies seien genau jene Bereiche, in denen ein intensiver Wettbewerb zwischen China und den USA herrscht und in denen China einen Wettbewerbsvorteil habe, machte sie klar.
Der französische Unternehmer Arnaud Bertrand schrieb kürzlich auf seinem Social Media X-Konto (ehemals Twitter), dass es in China keine Anzeichen für industrielle Überkapazitäten gebe. Bertrand erläuterte, dass es drei Schlüsselindikatoren gebe, um zu beurteilen, ob ein Land „industrielle Überkapazitäten“ habe: Kapazitätsauslastung, Lagerbestände und Gewinnspannen. China habe jedoch keine Probleme mit diesen drei Schlüsselindikatoren.
Er führte weiter aus, dass die Kapazitätsauslastung in China in den letzten zehn Jahren ziemlich stabil gewesen sei und jetzt bei 76 Prozent liege – also nicht weit hinter den 78 Prozent in den USA. Was die Lagerbestände anbelangt, so habe der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) der Fertigwarenbestände Anfang 2024 bei etwa 49 gelegen, womit er die Grenze von 50 (Unterteilung in wachsend und abnehmend) nicht überschritten habe. Was die Gewinnmargen angeht, so seien die Gewinne der chinesischen Industrie in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 um 10,2 Prozent gestiegen und wachsen seit August 2023. „Egal, wie man es betrachtet, es gibt einfach keine Anzeichen für industrielle Überkapazitäten in China“, lautet deshalb das Fazit von Bertrand.
Er wies überdies auch noch darauf hin, dass das eigentliche Problem nicht in der industriellen Kapazität, sondern in der Wettbewerbsfähigkeit liege. Es sei völlig klar, dass die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Unternehmen überwältigend sei. Die westlichen Staats- und Regierungschefs würden daher befürchten, dass ihre Interessen geschädigt werden, wenn die Entwicklung so weitergehe, schrieb er.
„Die Bedrohung durch Chinas industrielle Überkapazitäten“ sei ein Schlagwort, das in Wirklichkeit bedeute, dass China einfach zu wettbewerbsfähig sei, machte er klar.
Dies zu verteufeln sei einfach nicht richtig und es sollte ganz sicher auch keine Option sein, China um einen unglaublich großen Gefallen zu bitten: weniger schnell zu laufen, damit der Westen mithalten kann!