Gita Gopinath, erste stellvertretende geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), sagte am Mittwoch in Beijing, dass der IWF seine Prognosen für das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 5 Prozent und im nächsten Jahr auf 4,5 Prozent angehoben habe - beides 0,4 Prozentpunkte mehr als in den Prognosen vom April.
Mitarbeiter arbeiten in einer Fabrik in der Stadt Binzhou in der ostchinesischen Provinz Shandong. (Foto vom 26. Januar 2024, Xinhua)
Die Aufwärtskorrekturen seien auf Chinas starke Wirtschaftsdaten im ersten Quartal und die jüngsten politischen Maßnahmen zurückzuführen, erklärte Gopinath auf einer Pressekonferenz nach Abschluss der Artikel-IV-Konsultation 2024 mit China, der jährlichen Bewertung der chinesischen Wirtschaft durch den IWF.
„Chinas wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten war bemerkenswert, angetrieben durch marktorientierte Reformen, Handelsliberalisierung und Integration in globale Lieferketten“, sagte sie.
Die derzeitige Korrektur des chinesischen Immobilienmarktes sei zwar notwendig, um den Sektor auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen, doch Gopinath sagte, dass eine größere oder länger als erwartete Anpassung des Immobiliensektors das Wirtschaftswachstum gefährden könnte. Die jüngsten politischen Ankündigungen zur Unterstützung der Kreditvergabe für Wohnraum und zur Senkung der Hypothekenzinsen, um die Nachfrage nach Wohnraum anzukurbeln, würden den Übergang auf dem Immobilienmarkt leiten und zur Bewältigung der Herausforderungen beitragen, sagte sie.
Sonali Jain-Chandra, Missionsleiterin für China in der Asien- und Pazifik-Abteilung des IWF, sagte gegenüber China Daily: „Die fiskalische Unterstützung muss größer sein. Wir glauben, dass das künftige Wachstum, das Vertrauen und die Einnahmen höher sein werden, wenn das Geld dazu verwendet wird, das Problem des Immobiliensektors zu beseitigen. Die Wirtschaft wird sich dann also auf einem anderen Weg befinden.“
Gopinath vertrat die Meinung, dass Chinas kurzfristige makroökonomische Politik darauf ausgerichtet sein sollte, die Inlandsnachfrage zu stützen, während die gedämpfte Inflation den Spielraum für eine weitere geldpolitische Lockerung offen gelassen habe.
David Chao, Invescos globaler Marktstratege für den asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan), sagte, er erwarte, dass China in diesem Jahr die Leitzinsen senke und gezieltere fiskalische Maßnahmen auf den Immobiliensektor ausrichte. Auch andere internationale Organisationen wie Goldman Sachs und Citigroup hoben ihre Prognosen für das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Gesamtjahr auf 5 Prozent an, nachdem das Wachstum im ersten Quartal schneller als erwartet war.