Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, in einem Interview auf der IAA Transportation 2024 in Hannover am 16. September 2024. (Foto: Xinhua/Jia Jinming)
China wandele sich von einem Konsumentenmarkt zu einem Wissens- und Innovationszentrum, sagte Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, in einem Exklusiv-Interview mit der Nachrichtenagentur Xinhua auf der IAA Transportation 2024 in Hannover.
Hartung unterstrich Chinas stetigen Fortschritt beim Ausbau seiner Fertigungsfähigkeiten und seine zunehmende Rolle bei Innovationen auf globaler Ebene. Bosch plane, weiterhin langfristig in China zu investieren, um die wachsende Nachfrage des Marktes zu bedienen.
Oft nach China reisend, habe er tiefe Einblicke in den chinesischen Markt erhalten. China sei ein sehr wichtiger Markt für Bosch, man habe dort bedeutende Erfolge erzielt und die Investitionen würden stetig zunehmen. Im nächsten Monat werde ein seit Monaten im Aufbau befindliches Werk für Schlüsselkomponenten für New Energy Vehicles (NEVs) eröffnet, sagte Hartung.
Er prognostiziert, dass Elektrofahrzeuge im nächsten Jahrzehnt auf dem Pkw-Weltmarkt eine Schlüsselrolle spielen werden. Im Nutzfahrzeugsektor würden auf einigen Märkten jedoch Wasserstoffantriebe, einschließlich Brennstoffzellen- und Wasserstoffverbrennungsmotoren, vorgezogen werden.
Hartung hob hervor, dass anstelle eines Konkurrenzkampfes mehrere Antriebstechnologien nebeneinander existieren könnten und die beste Lösung, abhängig von den spezifischen Anforderungen, gewählt werden könne. Bosch sei engagiert, sein Angebot von Batterien bis hin zu Brennstoffzellen und Wasserstoffantriebstechnologien zu diversifizieren.
Besucher betrachten einen Wasserstoffbrennstoffzellen-Lkw der Shaanxi Automobile Holding Group Co., Ltd. (SHACMAN) am Pressetag der IAA Transportation 2024 in Hannover am 16. September 2024. (Foto: Xinhua/Ren Pengfei)
In diesem Jahr habe sich der Weltmarkt für Fahrzeuge stabil entwickelt, aber das Wachstum bei Elektrofahrzeugen sei niedriger gewesen als erwartet, besonders in China. Die Nachfrage nach Plug-In-Hybridfahrzeugen und Elektrofahrzeugen mit Reichweitenverlängerern habe zugenommen, während reine Elektrofahrzeuge weniger nachgefragt würden, sagte Hartung und forderte die Industrie auf, ihre Strategien an diesen Trend anzupassen.
Die Technologien, die Bosch auf der IAA Transportation 2024 vorstellt, seien Produkte einer engen europäisch-chinesischen Zusammenarbeit. Laut Hartung könnten die meisten Technologien nicht von einem Einzelnen oder einem kleinen Team entwickelt und dann weltweit eingesetzt werden. Er erwarte, dass die internationale Zusammenarbeit, vor allem bei Wasserstofftechnologie und E-Trucks, zu weiteren Durchbrüchen führen wird.
Als ein global tätiges Unternehmen befürworte Bosch auf internationalen Märkten ein ausgewogenes und angemessenes Wettbewerbsumfeld. Hartung warnte, dass Handelszölle und Subventionen als Antwort auf Handelsangelegenheiten zu höheren Preisen und Instabilität auf dem Weltmarkt führen könnten.
Er hoffe, die Handelsverhandlungen zwischen China und der Europäischen Union würden die aktuellen Angelegenheiten im Zollstreit lösen und betonte die Notwendigkeit eines Handelsabkommens. Man habe die Hoffnung, dass zwischen China und der Europäischen Union am Ende ein Handelsabkommen, das die Frage der Zolltarife durch Verhandlungen angehe, erzielt werden könne.
Mit Blick in die Zukunft betonte Hartung, dass Handelsliberalisierung der Schlüssel zu globalem Wachstum sei. Seinen Worten zufolge wäre es großartig, wenn in den kommenden Jahrzehnten so viel internationaler Handel wie möglich stattfinden würde, da das der gesamten Welt, einschließlich China, in den letzten Jahrzehnten sehr geholfen habe. Er sei optimistisch, dass Bosch von dieser Entwicklung profitieren werde.
Ein Besucher sitzt Probe in einem E-Truck am Stand des chinesischen Autoherstellers SAIC Maxus auf der IAA Transportation 2024 in Hannover. (Foto: Xinhua/Ren Pengfei)
Hartung unterstrich die Bedeutung fortlaufender Kommunikation und des grenzüberschreitenden Fachkräfteaustauschs, besonders bei Ingenieuren und technischen Fachkräften.
Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von Bosch in China haben mit 58.000 Angestellten, davon 10.000 Ingenieure und Forscher, zugenommen und durch lokale Fachkräfte und Innovation in China wurden zahlreiche Erfolge erzielt.
Hartung merkte an, dass China zu einem globalen Innovationszentrum geworden sei und den Wandel in den Bereichen Elektrifizierung, intelligente Mobilität, künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Energieeffizienz vorantreibe. Diese auf grenzüberschreitender Zusammenarbeit basierende Veränderung hin zu einer technologiebasierten Zukunft sei für China und Europa essenziell.
Eine intensivere internationale Zusammenarbeit werde neue Innovationen in diesen wichtigen Bereichen hervorbringen und den Status Chinas als globaler Standort für technologische Entwicklungen stärken, sagte er.